Master Projekt “CONVIVIUM Materiality”
Dozent:innen
Prof. Niklas Fanelsa, Dr. Andjelka Badnjar, Amelie Steffen, Maximilian Atta und Oÿkü Tok
Studierende
Brit Austermühl, Maru Linn Brattinga, Sebastian Blüml, Anggiolina García, Piotr Gontowski, Jule Kuhn, Nora Maleh, Tamar Tsipkin, Hanna von Waldow, Milena Willner, Nils Wrege, Lisa Wunder
Credits und Tage
15 Credits ECTS Master
Mittwochs 13:00-18:00 im TUM Bioregional Design Lab
Gruppenarbeit
Drei Gruppen
Sprachen
Englisch und Deutsch
Reviews
+ Review I 12. November
+ Review II 3. Dezember
+ Review III 7. Januar
+ Final Review 4. Februar
Einführung
Der Ausstellungsraum ist ein Experimentierfeld, in dem wir alternative Wirklichkeiten entwerfen können – ein Ort, an dem sich unsere Vorstellungen von Ästhetik, Nachhaltigkeit, Geschmack und Komfort radikal neu denken lassen. Frei von der Verpflichtung, zu einer dauerhaften baulichen Struktur zu werden, bietet die Ausstellung die Möglichkeit, Kritikalität, Geschichte und Forschung räumlich erfahrbar zu machen. Sie kann zum Raum der Teilhabe, des Austauschs und der Überraschung werden, in dem sich vielfältige Diskurse in den Kulissen der Szenografie miteinander verweben. Im Masterprojekt CONVIVIUM Materiality wählen wir ein nachhaltiges und partizipatives Ausstellungsmodell, das auf dem Prinzip der Bioregion basiert. Wir nutzen die kommende Ausstellung des Architekturmuseums CONVIVIUM. Food Systems at the Limit, um das Thema der Nahrungsmittelproduktion in Materialität zu übersetzen, die Abfallprodukte der Agrarindustrie – wie Stroh, Soja, Maissubstrate und Wolle – kritisch hinterfragt. Darüber hinaus befassen wir uns mit Erde als nährendem Material, das das Entstehen von Nahrung ermöglicht, zugleich aber auch Potenzial für die Regeneration großflächiger industrieller Nahrungsmittelsysteme birgt – eines der zentralen Argumente der Ausstellung. Schließlich umfasst das Material auch künstliche Elemente, die visuell auf die Produktion und Verteilung von Lebensmitteln verweisen, etwa Plastikkulissen und Lebensmittelkisten. Wir laden die Studierenden ein, in kleinen Teams zu experimentieren und drei Ausstellungstypologien für das Museum zu entwickeln und zu produzieren: Erdtische, biologisch abbaubare Decken und Wollbänke.
Prozess und Ergebnisse
Während des Masterprojekts werden die Studierenden in drei Gruppen arbeiten. Jede Gruppe wird folgendes produzieren:
1. Ausstellungsmaterial
2. Materialhandbuch
3. Video zur Dokumentation des Prozesses
4. Als gemeinschaftliche Arbeit werden die drei Gruppen einen Gestaltungsentwurf für die Platzierung des letzten Convivium-Exponats, „Living Soils“, auf den Feldern von Nantesbuch (Stiftung Kunst und Natur) nach Ende der Ausstellung einreichen. Die Studierenden werden gebeten, Zeichnungen und 3D-Modelle zu erstellen, die die Positionierung des Pavillons darstellen.
Studioformate
Wir werden kollaborative Arbeitsweisen und pädagogische Austauschformate erproben, um Diskussionen auf vielfältige Weise zu fördern:
+ Tischkritiken: mit Öykü Tok, 30 Minuten pro Team
+ Tischkritiken: mit Dr. Andjelka Badnjar, Amelie Steffen und Maximilian Atta, 30 Minuten pro Team
+ Rundbesprechungen: mit Prof. Niklas Fanelsa, Dr. Andjelka Badnjar, Öykü Tok, Amelie Steffen und Maximilian Atta
Format
I Erdtische
Für das kontextbezogene Design wird Erde als metaphorische Grundlage allen pflanzlichen Lebens verwendet. Die drei Tische bilden das Zentrum jedes großen Ausstellungsraums und sind von allen Seiten zugänglich. Sie bestehen aus Erdblöcken, die nebeneinander und übereinandergestapelt sind, wodurch der Eindruck entsteht, dass sie sich leicht entfernen lassen. Dieser Eindruck wird durch den Einsatz von Holzlatten verstärkt, die weite Zwischenräume zwischen den Blockschichten schaffen und so die Massivität der Tische aufbrechen. Die drei Tische unterscheiden sich in Form, Größe und Höhe, sind jedoch modular aus denselben Blockformaten zusammengesetzt.
II Biodecken und Vorhänge
Um einen abgedunkelten Raum für Filme oder besondere Exponate zu schaffen, werden kleinere Bereiche der Ausstellung mit hängenden Decken überzogen. Um die Atmosphäre dieser introvertierten Räume zu betonen, werden die Decken so gestaltet, dass sie eine biobasierte Materialität einführen, die sich durch Oberfläche, Farbe und Geruchauszeichnet. Die Decken bestehen aus breiten Streifen, die sich leicht überlappen und so eine zusammenhängende Fläche bilden. Diese Streifen werden über eine horizontale Balkenkonstruktion gelegt. Das weiche, textilähnliche Material der Decke hängt zwischen den Balken und erzeugt einen wellenförmigen Rhythmus.
III A, B, C: Mobiliar und Plastikdecke
Aufgabe A befasst sich mit dem Entwurf und der Herstellung von Sitzmöbeln.
Aufgabe B mit der Anfertigung von Wollkissen und einem Wollteppich.
Aufgabe C mit dem Entwurf und der Herstellung einer Decke aus Kunststoff-Artefakten.
A: Ein stark industrialisierter Ansatz der Nahrungsmittelproduktion zeigt sich hier anhand von Artefakten aus Transport und Lagerung. Eine lineare Ausstellungsinfrastruktur verläuft entlang der Fensterfront durch die Räume. Sie besteht aus gestapelten und nebeneinander angeordneten Lebensmittelkisten. Je nach Bedarf übernehmen die Kisten verschiedene Funktionen: Einige dienen als Unterkonstruktion für Arbeitstische, andere als Vitrinen für Exponateoder als Sitzbänke.
B: Wolle – ein tierisches Nebenprodukt – wird in der Ausstellung als Bio-Artefakt verstanden. In der Ausstellung werden Sitzflächen damit gepolstert; solche Flächen befinden sich etwa auf den Bänken an der Fensterfront. Wollballen können als flexible Sitzgelegenheiten dienen und sind locker über alle Ausstellungsräume verteilt. Optional kann im abschließenden Exponat „Living Soils“ innerhalb des Pavillons ein flacher Wollteppich eingeführt werden, um eine warme und weiche Atmosphäre zu schaffen. Der genaue Herstellungsansatz sowohl für den Teppich als auch für die Wollballen wird noch festgelegt.
C: Im Eingangsbereich werden die Besucherinnen durch eine organisch geschwungene Decke in die Ausstellung geführt. Diese wird aus zusammengenähten Plastiktüten aus Supermärkten gefertigt – einer Collage von Konsumartefakten. Sie verweist metaphorisch auf die **Rolle der Besucherinnen als Konsument*innen** im System der Nahrungsmittelproduktion.
Photo Credits
Jan Müller (2023). Re-Altana: Process of sewing the canopy for a temporary pavillion, Venice
Amelie Steffen, Maximilian Atta (2025), Isometric Drawings, CONVIVIUM. Nahrungssyteme at Limit Architekturmuseum 2026




