Instrumente und Strategien zum Verständnis komplexer Kulturlandschaften und zur Entwicklung kulturell lebendiger Landschaftsarchitektur untersucht im Latium zwischen TIBUR – PRAENESTE, Italien
Dipl.-Ing. Iris Dupper
Abstract: „Verstecke“ Landschaften stellen einen Großteil unserer heutigen Kulturlandschaften dar. Siebeinhalten Informationsschichten von ungeheurem Wert - nicht nur für die Bereiche Identitätsfaktor, Wohlempfinden, Wirtschaftsstandort, Freizeit- und Tourismuspotential.Aktuell nutzt die Landschaftsarchitektur in Deutschland ihr fachspezifisches Potential zur holistischen Analyse und Entwicklung dieser Kulturlandschaften unter iIhren Möglichkeiten. Trotz hohem Einsatz planerischer, finanzieller Mittel und Ressourcen zehrender Materialien, entstehen oft regionale Fenster, die mit Abwanderung und geringer Identitätsbildung zu kämpfen haben. Ruinöse, kaum sichtbare Kulturschichten drohen zugunsten oft einseitig wirtschaftlich motivierter Planungsinteressen auszulöschen. Unter Schutz stehende Elemente haben oft einen isoliert, passiv musealen Charakter, der von der aktiv genutzten Landschaft nicht tangiert werden möchte.
Woher kommt die nachhaltige Faszination mit der identitätsstiftenden Kulturlandschaft Latiums, die sich heute als komplexe Schnittmenge vielschichtiger Kulturkomponenten zeigt - insbesondere zwischen Tivoli (TIBUR) und Palestrina (PRAENESTE)? Lässt sich daraus etwas für die heutige Entwicklung anderer Kulturlandschaften ableiten oder handelt es sich um ein bedeutsames Unikum?
Es wird die These aufgestellt, dass sich die nachhaltige Wirkung der Landschaft Latiums aus einem unsichtbaren Verbindungsnetzwerk bau- und landschaftsarchitektonisch relevanter Konstruktionen und somit als Kulturlandschaftsproduktion und deren Rezeption ableitet. Mit Elementen der Landschaftsarchitektur-, Bau- und Kunstgeschichte, Ägyptologie, Archäologie und der (höheren) Geodäsie soll diese These belegt werden.
Eine weitere These ist, dass die Kulturlandschaft Latiums einem Palimpsest gleicht, was unter anderem durch kulturelle Importe aus anderen Ländern angereichert wurde und wiederum kulturelle Exportströmungen initialisiert hat, wie beispielsweise die englische Landschaftsgartenbewegung.
Landschaftsarchitekten sollte dieses umfassende Wissen für nachhaltige Entwicklungen, politische Strategien und interaktive planerische Zukunftsvisionen des 21. Jahrhunderts zur Verfügung stehen. Damit könnten entscheidende, internationale Impulse für die Analyse und Entwicklung nachhaltig, lebendiger und identitätsstiftender Kulturlandschaften gegeben werden.
