Wie das Neue in die Landschaft kommt. Die erfinderische Analyse im landschaftsarchitektonischen Entwurfsprozess.

Sonja Weber

Abstract: Der Entwurf lebt vom Erfinden. Nationale und internationale Wettbewerbe, sowie öffentliche und private Auftraggeber verlangen nach innovativen und kreativen Lösung für eine individuelle Gestaltung von Freiräumen. Die Zunahme der Komplexität des Informationsgehaltes und die Art und Weise wie Landschaftsarchitekten an ihr Wissen gelangen, hat sich gewandelt und kann mit herkömmlichen Methoden nicht mehr bewältigt werden.

Den Qualitäten von erfinderisch-experimentellen Analysemethoden für den Entwurf wurde in der Landschaftsarchitektur bislang nur wenig Beachtung geschenkt. Ziel der Forschungsarbeit ist die Untersuchung neuer kreativer Techniken zur landschaftsarchitektonischen Analyse vor Ort. Die Arbeit stellt die These auf, dass im landschaftsarchitektonischen Entwurfsprozess das Erfinderische bereits in die Analysephase eingebunden werden muss, um tragfähige Konzepte zu entwickeln und erste Ideen zum weiteren Entwurfsprozess zu befördern. Dazu müssen die Wahrnehmungsgewohnheiten von Planern und Entwerfern gründlich hinterfragt werden, wenn im Entwurf auf die unterschiedlichen Eigenschaften der Umwelt angemessen reagiert werden soll.

Um die Einzigartigkeit am jeweiligen Ort begreifen zu können, müssen die gestalterischen Zugänge zur Wahrnehmung von Umwelt immer wieder neu erfunden werden. Neue Ansätze zur analytischen Erfassung von Landschaft mit allen Sinnen liegen in intuitiven, kreativen Herangehensweisen wie bei der erfinderischen Analyse, die nicht zu den üblichen Planungstechniken gezählt wird. Sie lenkt die Aufmerksamkeit des Planers auf die besonderen Eigenschaften der Landschaft, wodurch die Einzigartigkeit des Ortes begriffen und der Genius loci aufgespürt werden kann.

Anhand qualitativer Inhaltsanalyse wird die erfinderische Analyse in Bezug auf ihre Eigenschaften und Leistung mit anderen ergebnisoffenen Herangehensweisen und standardisierten Analysemethoden verglichen.  Um dann in einem zweiten Schritt die Analysemethode mit Hilfe empirischer Methoden hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit und ihrem Nutzen für den weiteren Entwurfsprozess zu bewerten. Durch die Aufarbeitung der durchgeführten Analysen und das Herausstellen neuer empirischer und theoretischer Befunde wird ein Beispielkatalog für erfinderische Analysemethoden erarbeitet und eine Brücke von der Kunst zur Landschaftsarchitektur geschlagen.

Die Arbeit appelliert somit an alle raumbildenden Disziplinen, sich der Landschaft nicht nur auf traditionell emprisch-analytische Weise zu nähern, sondern auch die nicht offensichtlichen Vorzüge des Raumes zu erfassen. Sie geht dem Wesen der Erfindung auf den Grund und zeigt, dass der Erfindergeist nicht nur wissenschaftlich Forschenden vorbehalten ist, sondern auch praxisorientierten Landschaftsarchitekten die Möglichkeit bietet, kreative Zugänge zur Landschaft umzusetzen. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit ermöglichen subjektiv geprägte Analyseansätze systematisch zu begründen, um somit die Schwierigkeiten kreativer Methoden zu überwinden.