Der Zeustempel von Olypmia

Bearbeiter: Dr.-Ing. Arnd Hennemeyer

Der zwischen 470 und 456 v. Chr. errichtete Zeustempel von Olympia, war der größte und qualitätsvollste Sakralbau auf der Peloponnes. Kunstgeschichtlich steht er am Übergang von der Archaik zur Klassik und stellt kunstgeographisch ein wichtiges Bindeglied zwischen Mutterland und dem griechischen Westen in Unteritalien und Sizilien dar. Trotz dieser Bedeutung muß allerdings die Architektur des Baus, abgesehen von mehreren Detailforschungen, noch heute im wesentlichen nach der ersten Grabungspublikation von W. Dörpfeld aus dem 19. Jh. beurteilt werden. Diese für ihre Zeit vorbildliche Darstellung reicht aber wegen fehlender Detailgenauigkeit, eines gewissen zeitbedingten Schematismus und mangelnder Berücksichtigung späterer Reparaturen und Umbauten nicht aus, um aktuelle Fragen zu beantworten. Daher wird seit langem eine der Bedeutung des Tempels angemessene Publikation auf dem heutigen methodischen Stand der Bauforschung und dem Wissenstand der Baugeschichte gefordert.

Projektvorstellung

Die Tempelruine und alle aussagekräftigen, ihr zuweisbare Bauteile werden in ihrem heutigen Zustand maßlich, zeichnerisch und fotografisch detailliert dokumentiert. Dies bildet nicht nur die unmittelbare Grundlage für die vorgesehene Arbeit, sondern sichert die Datengrundlage auch für zukünftige Arbeiten. Die hohe Ausführungsgenauigkeit des Tempels verlangt dabei entsprechende Sorgfalt und Präzision, der allmähliche Verlust der Substanz durch fortschreitende Erosion eine möglichst vollständige Erfassung.

 Über die bisherigen Einheitsrekonstruktionen hinaus ist vorgesehen, die Bauphasen des Tempels getreu zu rekonstruieren. Besondere Bedeutung hat natürlich die ursprüngliche Gestalt und die zugrunde liegende Planung des Entwurfs und der Ausführung. Daneben soll jedoch dem bisherigen, auf einen Zeitpunkt fixierten Bild des Gebäudes durch Untersuchung seiner Reparaturen und Umbauten eine größere historische Tiefe im Zusammenhang mit der Geschichte des Heiligtums gegeben werden. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen dabei folgende Fragenkomplexe:

  • Maßsystem und Metrologie
  • Cella (z. B. innere Ordnung, Boden, Spuren des Kultbildes)
  • Optische Korrekturen (z. B. Kurvatur)
  • Reparaturen (Umfang, Datierung, technische und gestalterische Detailunterschiede)

Durch die vergleichende Betrachtung von aussagekräftigen Bereichen soll versucht werden, die Stellung des Baus im Rahmen der Entwicklung der dorischen Tempelarchitektur des 5. Jh. v. Chr. herauszuarbeiten. Neben den Bauten des griechischen Mutterlandes müssen dabei insbesondere die verwandten Bauten Großgriechenlands berücksichtigt werden.

Finanzierung: Werkvertrag, hälftig Thyssen-Stiftung und Deutsches Archäologisches Institut

Kooperation: Deutsches Archäologisches Institut Athen

Laufzeit: (Vorarbeiten: Forschungskampagnen 1998 bis 2000), 2006 – 2009