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Urbane Strategien zur Nachnutzung ausgedienter Bürokomplexe
Relationale Architektur
Prof. Anne Kaestle
»Das Vorhandene ist die Stadt. Sie ist stärker als alles, was einer statt ihrer erfinden kann. Statt eine planmäßige Welt zu errichten, finden wir eine gewaltige Masse vor, die wir nur durch Hinzufügen von Kleinigkeiten verändern können, verfremden, umdeuten, vielleicht steuern können.« Hermann Czech, Der Umbau (1989)
Raum ist eine kostbare und zugleich begrenzte Ressource. Angesichts der drängenden Herausforderungen unserer Zeit wie Bevölkerungswachstum, demographischer Wandel, soziale Ungleichheit, Migrationsbewegungen, Klimakrise und Wohnungsfrage wird die Relevanz unserer Disziplin immer deutlicher: All diese Phänomene sind letztlich Raumkrisen. Wie können wir also in einer immer dichter werdenden Welt mit der Ressource Raum sorgfältig und verantwortungsvoll umgehen?
Die Schaffung neuen Wohnraums wird in deutschen Großstädten dringend benötigt. In München ist der Wohnungsmarkt besonders angespannt, etwa 8.500 neue Wohnungen sollen gemäß »Wohnen in München VII« jährlich geschaffen werden. Dabei zielt die Stadt München neben Neubau vor dem Hintergrund knapper Flächenressourcen auch konkret auf Innenentwicklung. Um den vom Gebäudesektor verursachten CO2-Ausstoß und den Flächenfraß zu minimieren, sind prioritär Umnutzungen, Umbauten und Nachverdichtungen gefragt. Welche Raumressourcen stehen also für diese Transformationsaufgabe zur Verfügung? Klassische Potenziale der Innenentwicklung sind Baulücken, unternutzte Grundstücke, Industriebrachen, aber auch unrentable Kaufhäuser und ungeliebte, scheinbar aus der Zeit gefallene Wohn-, Büro- und Verwaltungsgebäude. In Deutschland gibt es circa 2,3 Mio. Quadratmeter leerstehende Büroflächen. Prognosen gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Büroflächen bis 2030 um weitere 12% sinkt. Viele dieser Gebäude sind Büro- und Verwaltungsgebäude aus den 60er bis 80er Jahren, die einen akuten Sanierungsbedarf aufweisen. Ein Großteil dieser Bausubstanz ist dadurch akut vom Abriss bedroht. Anstelle einer aufwendigen Sanierung bestehender Strukturen zu zeitgemäßen Büroflächen bietet deren Transformation in dringend benötigten Wohnraum eine vielversprechende Alternative.
In diesem Semester steht die räumliche Transformation von Büro- und Verwaltungsgebäuden zu Wohnraum im Fokus des architektonischen Entwurfs. Die bestehenden Gebäude werden auf ihre architektonischen, strukturellen, räumlichen und materiellen Qualitäten durchleuchtet. Welche Wohnformen können in dem Gebäude Platz finden? Welche Eingriffe sind notwendig, um angemessene Belichtungs- und Belüftungsverhältnisse sowie räumliche Qualität zu schaffen? Gemeinsam erforschen wir innovative, neue und unkonventionelle Lösungen im Umgang mit dem Bestand.
Projekt Bachelor
Schwerpunkt Städtebau, 12 ECTS
Termine
Mi 15.10.2025 10.00 - Einführung
Mi 26.11.2025 + Do 27.11.2025 - Review 1°
Mi 04.02.2026 + Do 05.02.2026 - Review 2°
Team
Luis Huber
Lavinia Wagner
Minh Vu Tran-Huu
Kontakt: luis.huber@tum.de