The Canopy

Projektleitung
Prof. Dr. Pierluigi D'Acunto (Professur für Structural Design, TUM)
Dr. Patrick Ole Ohlbrock (Lehrstuhl für Structural Design, ETH Zürich)
Alessandro Tellini (Raplab, ETH Zürich)

Entwurfsteam
Federico Bertagna, Ueli Oskar Brunner, Giulia Boller, Christian Egli, Philippe Hilger, Dr. Patrick Ole Ohlbrock, Prof. Dr. Joseph Schwartz, Davide Tanadini, Shuaizhong Wang, Fabio Meier, Dario Quaglia (Lehrstuhl für Structural Design, ETH Zürich)
Enrique Corres Sojo, Diego Hernández Fraile, Prof. Dr. Aurelio Muttoni (EPFL Lausanne)
Prof. Dr. Pierluigi D'Acunto (Professur für Structural Design, TUM)

Beteiligte
Marco Bahr (Dr. Schwartz Consulting)

Industriepartner
Fabian Graber (Jakob AG)

The Canopy ist eine leichte Installation in der Kiesofenhalle, einer 94,5 m x 33,2 m großen Halle in einer ehemaligen Zellulosefabrik in Attisholz, Schweiz. Ziel des Projekts war es, einen Veranstaltungsort für die dreitägige Veranstaltung des internationalen fib-Symposiums "Conceptual Design of Structures" zu schaffen, die im September 2021 stattfand und an der mehr als 150 Teilnehmer teilnahmen. In Verbindung mit der Konferenz wurde in einer Ausstellung der Schweizer Beitrag zum Tragwerksentwurf anhand von Entwurfsmethoden und beispielhaften Projekten untersucht. Hanging Canopy wurde eingesetzt, um den Saal in drei verschiedene Bereiche zu unterteilen: ein Auditorium, einen Ausstellungsraum und einen informellen Bereich für die sozialen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Konferenz.

Das Vordach besteht aus perforiertem Stoff, der an Seilen aufgehängt ist. Das Projekt wurde so konzipiert, dass es so leicht und einfach wie möglich ist, leicht vor Ort installiert werden kann und möglichst wenig in das bestehende Gebäude eingreift. Das Projekt bezieht sich auf das Prinzip der hängenden Kette, das auf der Oberleitung basiert, als konzeptioneller Designansatz, der sowohl räumliche als auch strukturelle Aspekte berücksichtigt.

Elf Stahlseile mit einem Durchmesser von je 5 mm sind zehn Meter über dem Boden aufgehängt und überspannen die Halle auf einer Länge von 94,5 m. Ihre Form wurde mit Hilfe der grafischen Statik ermittelt, einer vektorbasierten Methode zur Strukturplanung, die eine gleichzeitige Kontrolle von Form und Kräften ermöglicht. An den Stahlseilen hängen zehn Stoffbahnen. Ihre Geometrie wurde in Anlehnung an das strukturelle Muster des bestehenden Gebäudes entworfen. So folgt die Wellenform der hängenden Elemente der Aufteilung der schlanken Stahlbeton-Dachbinder, die das Innere der bestehenden Halle prägen. Die endgültige Materialisierung des Projekts ähnelt einer abstrakten Wolke, die im Inneren der Halle schwebt. Dank des perforierten Gewebes behält das Vordach die visuelle Kontinuität mit den Betonbindern auf dem Dach der bestehenden Halle bei.

Entscheidend für den Erfolg des Projekts waren die korrekten Maße entlang der zehn Textilstreifen sowie die genaue Markierung der Aufhängepunkte entlang der Stahlseile. Eine maßgeschneiderte Messmaschine wurde entwickelt und gebaut, um die genaue Positionierung der Verankerungspunkte entlang der Textilstreifen zu gewährleisten. Die hängenden Verbindungen zwischen den Stahlseilen und den Gewebestreifen wurden in 3D gedruckt. Bei diesem Verfahren blieben genügend Toleranzen erhalten, so dass eine schnelle Montage vor Ort möglich war.

Nach der Verankerung der Stahlseile an den Betonwänden der bestehenden Halle konnten die Stoffstreifen einfach an den verschiedenen Aufhängepunkten entlang der Stahlseile befestigt werden. Die relative Höhe des Hängenden Vordachs wurde manuell durch die Einstellung der Spannung der einzelnen Stahlseile gesteuert. Der gesamte Bauprozess dauerte nur 8 Stunden. Dank seines wellenförmigen, mehrschichtigen und lichtdurchlässigen Aussehens lässt sich das Hanging Canopy gut mit verschiedenen Szenarien und Lichteffekten in der bestehenden Halle kombinieren. Trotz seiner ephemeren Präsenz hebt das Projekt die Qualitäten des bestehenden Gebäudes hervor und verwandelt es auf subtile und respektvolle Weise, um neue Funktionen zu beherbergen.