disaster(ous) design.

Open Space Initiative: Discussing Post-Disaster with Bottom-Up Practices

MA Seminar SS23

Neue Horizonte des Städtebaus / New fields in urban design

 

disaster(ous) design.

Open Space Initiative: Discussing Post-Disaster with Bottom-Up Practices and Design 

 

Team: Benedikt Boucsein, Isabel Glogar

Einführung: Montag 24. April 2023, 13:15, Alte Bibliothek (2350)

Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien im Februar 2023 ist die letzte in einer Reihe von Katastrophen, die die enge Verknüpfung von Planung und sogenannten Naturkatastrophen stark vor Augen führt. Im interdisziplinären Seminar „New Fields in Urban Design: Disaster(ous) Design“ gehen wir den Fragen nach, die sich daraus für das Selbstverständnis der Planung ergeben. Dafür weiten wir bewusst den Horizont jenseits des klassischen Verständnisses von Architektur und Städtebau und nehmen den Dialog mit anderen Disziplinen und Sichtweisen auf. Die Frage, „was können wir tun?“, wird uns im engeren und weiteren Sinne beschäftigen, auch wenn wir wissen, dass sie nur sehr schwer zu beantworten ist. 

Wir wollen den Raum nützen um individuelle Ideen zu diskutieren und Initiativen zu entwickeln, wie wir als Planer*innen mit dem Klimanotstand und Katastrophen, wie dem jüngsten Erdbeben in der Türkei und in Syrien, auch im Zusammenhang mit Auswirkungen unseres Planens und Bauens der letzten Jahrzehnte als „disaster(ous) design“ in der Zukunft umgehen können.  Wir wollen Raum geben gemeinsam und in Kooperation mit lokalen Initiativen wie der „recovery Design Initative“ der TUM, „Architecture for All Turkey“ (Herkes için Mimarlık) und „Disaster Map“ (Afet Haritası) sowie internationalen Gästen zu diskutieren. Ziel ist es zudem Raum für Bottom-up Ideen, und Kooperation und Diskussion mit von den Seminarteilnehmer*innen eingeladenen Gästen wie Prof. Tatjana Schneider und Initiativen zu geben um mögliche Veränderungen von Bedingungen und Beiträge eingebettet in die jeweiligen Kontexte zu diskutieren.

Im Hintergrund steht die Erkenntnis, dass das „moderne Projekt“ grundsätzlich gescheitert ist, da seine Normen, Ziele und Herangehensweisen ursächlich für den Klimawandel sind. Dies stellt unser Selbstverständnis als Planer*innen grundsätzlich in Frage, eröffnet aber zugleich auch die Möglichkeit, nahezu alles neu zu denken. Wir möchten das Seminar daher dazu nutzen, angesichts der Verwicklungen in katastrophale Ereignisse verschiedener Natur die Idee der planerischen Praxis neu zu denken. Welche Art von Tätigkeit braucht es in Zukunft, um besser auf Katastrophen vorbereitet zu sein? Welche, um diese zu verhindern? Welche, um darauf zu reagieren? Wie finanzieren wir diese Tätigkeiten, und was ist spezifisch für den europäischen Kontext?

Teilnehmer*innen werden anhand eines individuell gewählten Cases ein Thema in diesem Kontext bearbeiten, bestehende Organisationen, Projekte und Beispiele analysieren und Ideen und Initiativen bearbeiten und organisieren. 

Im Seminar wollen wir Raum für Studierende geben, Initiativen, Ideen und Fragen zu diskutieren, wie mit Bottom-Up Beiträge in Kooperation mit lokalen Beteiligten und unter Einbezug der lokalen Bedingungen, Betroffene in dieser unwiderruflichen Katastrophe unterstützen können. Wir wollen Raum und Zeit geben, offen Fragen zu formulieren. 

Welche Möglichkeiten haben wir mit unseren Mitteln als Planer*innen als Unterstützung beizutragen? Wir wollen neben Architektonischen und Städtebaulichen Interventionen, Räume abseits von Planung und Design eröffnen. Welche Initiativen können wir setzen? Startpunkt wird eine gemeinsame Diskussion individueller Ausgangslagen und Fragestellungen darstellen. Wir wollen ein gemeinsames Sprachrohr entwickeln und eure Ideen anstoßen. 

Unsere Planungskultur, die sich immer noch als vorrangig bauende Praxis definiert und sich an den Ideen der Moderne und des Wachstums orientiert, kann auch im Hinblick auf den Wideraufbau von Katastrophengebieten als weitestgehend gescheitert angesehen werden: Sie ist direkt für die Klimakatastrophe mitverantwortlich. Der Wiederaufbau der Nachkriegszeit und die urbanistischen Ideen der Moderne zeigten wie neue Ideen der Moderne Städte mit oft Tabula Rasa und wenig Bezug zu lokalen Bedingungen wiederaufbauen wollten nach den damaligen Vorstellungen entstanden neue Modelle und Bautypologien des standardisierten Wohnens. Wir wollen uns jedoch mit einer offeneren Art des Post-Disaster auseinandersetzen, abseits neuer städtbaulicher Planungen und unseren westlichen Ideen. Wir wollen in inter- und transdisziplinären Teams und Gruppen arbeiten und erweiterte Architekturpraktiken diskutieren.

Wir werden in Rollen von Aktivist:innen, Berater:innen, Forscher:innen, Künstler:innen, oder Projektentwickler:innen schlüpfen und Kooperation mit lokalen Initiativen suchen, um selbstdefinierte Fragestellungen und Ideen im Kontext der Post-Katastrophe anzugehen..

Das Seminar fungiert somit als kollektive Ideenschmiede – gerne höchst spekulativer, gerne aber auch sehr konkreter Art, hin zu Kooperationen und Arbeitsformen. 

Ziel ist die Entwicklung individueller Fragestellungen anhand einer Ideenskizze oder eines konkreten Projekts Initiativen zu setzen. Am Ende des Semesters werden die Ergebnisse in einer öffentlichen Veranstaltung sowie Ausstellung präsentiert.