Šuchov-Bauten in Russland, Ukraine und Usbekistan

Konstruktionswissen der frühen Moderne, Šuchovs Strategien des sparsamen Eisenbaus

Bearbeiter: Prof. Dr.-Ing. Manfred Schuller, Dr. phil Dipl.-Ing. Andrij Kutnyi

Vladimir Šuchov war einer der herausragenden Konstrukteure des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jhs. mit Bedeutung weit über Russland hinaus, obwohl sein Werk im Westen weit weniger bekannt ist als das etwa von Gustaf Eiffel. In der Umgebung von Nižnij Novgorod an der mittleren Wolga haben sich ein 130 Meter hoher Gittermast für die Flussüberleitung einer Stromleitung, ein Wasserturm und mehrere Industriehallen erhalten. Alle Objekte sind derzeit ohne Nutzung und daher stark in ihrem Bestand gefährdet. Besonders trifft dies auf die Stromleitungsmasten zu, nur einer von ursprünglich sechs ist erhalten und auch dieser bereits zur Zerstörung vorbereitet. Ein gemeinsames Team der ETH Zürich, der Universität Innsbruck, der Universitäten in Moskau und Nižnij Novgorod und der TU München begann 2006 mit Sondierungstreffen vor Ort, um ein interdisziplinäres Forschungsprogramm zur Untersuchung dieser Bauwerke und zu ihrer Rettung einzuleiten.

Die Leichtbauten des großen russischen Ingenieurs V.G. Šuchov ge­hören zu den weltweit anspruchsvollsten und eigenständigsten Kon­struktionen in der Geschichte des Bauens mit Eisens. Durch die poli­tischen Entwicklungen völlig in Vergessenheit geraten, wurde Šuchov erst durch die Buchveröffentlichung von R. Graefe, O. Pertschi und M. Gappoev seit 1990 im Westen wieder bekannt.

Ziel des aktuellen Projekts ist es, Antworten zu Fragenkomplexen der Bautechnik- und Industrialisierungsgeschichte zu finden. Diese Fragen werden von einem interdisziplinär besetzten Forschungsprojekt bear­beitet. Archivforschung, historische Bauforschung, Kompetenz in der Konstruktionsgeschichte und ingenieurwissenschaftliche Methoden sind dabei erforderlich. Ein Schwerpunkt wird auf die Untersuchung der Hyperboloidtürme gelegt, eine der wichtigsten Neuerungen Šuchovs. Insgesamt soll das Werk Šuchovs eine umfassende Würdigung im Rah­men der internationalen Geschichte des Konstruierens erfahren.

Untersuchte Objekte:

Ukraine: Leuchttürme in der Mündung vom Fluss Dnipro ins Schwarze Meer,  Wassertürme in Mykolajiw, Konotop, Bila Zerkwa, Tscherkasy und Pomitschne, Fastiv.

Usbekistan: Wassertürme in Buchara, Kagan und Samarkand

Laufzeit

seit 2006

Finanzierung

DFG

Kooperationspartner

Lehrstuhl für Tragwerksplanung TUM
ETH Zürich 
Universität Innsbruck 
Universitäten in Moskau und Nižnij Novgorod (Russlanad)
Physico-Mechanical Institute (Ukraine)