FRAUEN BAUEN MÜNCHEN
Master Wahlpflichtmodul SoSe 2023, 6 ECTS

„Überall arbeitete ich als Architektin, wenn ich nicht zwischendurch, um Geld zu verdienen, Kellnern oder irgendetwas anderes tun musste.“1

Dieses Zitat der Architektin Karola Bloch (1905-1994) zeigt sinnbildlich die schwierigen Bedingungen unter denen Sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als eine der ersten Architektinnen gewirkt hat. Bereits im Jahr 1905 wurden Frauen an der TU München zum Studium zugelassen, doch bis in unsere Zeit bilden Werke von Architektinnen einen blinden Fleck in der Stadtgeschichtsschreibung- Welche Bauwerke in der „zweiten Reihe“ der Stadt München gehen auf diese Frauen zurück?

Bis heute wird oftmals schlicht angenommen, dass es bis in das späte 20. Jahrhundert keine praktizierenden Architektinnen gegeben habe. Immer noch ist nur wenig Information über diese Pionierinnen vorhanden, ihre Spur verläuft sich, das Werk von später praktizierenden Architektinnen ist oftmals kaum publiziert und das Material höchstens analog vorhanden.

Archive haben sich zum Teil nicht ausreichend für die Arbeit von Architektinnen interessiert, oft passierte das, weil die Architektinnen „nur“ Büropartnerinnen oder -beteiligte waren. Demnach ging das Wissen von der Autorschaft von Architektinnen unwiederbringlich verloren. Auch heutzutage spiegelt sich das in der geringen Anzahl an Büros, die von Frauen geführt wurden, in den Sammlungen wider. Zudem gibt das lange dominante Format der Monografie in der Architekturschreibung – passend um einen heroischen Architekten“genius“ zu feiern – wenig Offenheit, um die Arbeit weiterer Personen, Mitwirkender oder Partnerinnen abzubilden.2

So ist es in der Lehre an Architekturschulen immer noch möglich, dass Student*innen ein Studium absolvieren, ohne jemals die Namen von Frauen gehört zu haben, die vor 1990 in der Architektur tätig waren.

Wir werden uns daher in diesem Seminar mit Architektinnen befassen, die in der Stadt München gewirkt haben. Ziel des Seminars ist es das Leben und die Arbeit Münchner Architektinnen sichtbar zu machen und in die Stadtgeschichtsschreibung einzufügen, um diese blinden Flecken zu tilgen und dem Vergessen der Bauten wie Architektinnen entgegenzuwirken. 

Das Projekt findet als interdisziplinäres Seminar zusammen mit Doris Hallama vom Lehrstuhl für Theorie und Geschichte von Architektur, Kunst und Design, sowie Anna Jacob vom Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren statt. Im Anschluss an das Seminar sollen die analysierten Bauten über eine Webseite öffentlich gemacht werden und so für Interessierte zugänglich sein.

 

1 Karola Bloch, Meine Arbeit als Architektin, in: Anne Fromann, W. Schröter (Hg.), Ich gehe zu jenen, die mich brauchen, zum 85. Geburtstag von Karola Bloch, Mössingen-Talheim 1991, S.137

2 Vgl. Despina Stratigakos, “Unforgetting Women Architects: From the Pritzker to Wikipedia,” Places Journal, April 2016. Accessed 13 Feb 2023. https://doi.org/10.22269/130603

 

Aufgabenstellung