Geschichte

Eine akademische Ausbildung von Architekten war in Bayern erst mit der Eröffnung der Bauschule an der Münchner Akademie der Bildenden Künste 1808 möglich. Als erster Lehrer für Baukunst wirkte hier der bereits 1806 im Alter von 24 Jahren berufene Carl von Fischer. 

Da sich die Akademie einer Auseinadersetzung mit Industrie und Technik verschloss, kam es 1833 zur Gründung einer polytechnischen Schule in München. Bis in die 1850er-Jahre gab es noch keine Trennung zwischen Bauingenieur und Architekt. Mit der Einführung der Staatsprüfung zum "Civilbauingenieur", zeichnete sich jedoch ein Umschwung in der Münchner Architekturausbildung ab, der schließlich zum Bau der 1868 eröffneten "neuen polytechnischen Schule" – die heutige TU München – und 1873 zum Ende der Bauschule an der Akademie führte.

An der "neuen polytechnische Schule" – seit 1877 Technischen Hochschule – wurden Architekten und Ingenieure erstmals in Bayern getrennt ausgebildet. An der "Hochbauschule" unterrichteten die vier Professoren Gottfried von Neureuther (Höhere Baukunst), Rudolf Gottgetreu (Konstruktion), Albert Geul (Civilbau) und Joseph Mozet (Zeichnen) sowie der Bildhauer Conrad Knoll und als einziger Assistent August Thiersch. Die Zahl der Architekturstudenten stieg von 1868 bis 1878 von 18 auf 161. Dominierender Lehrer war Gottfried von Neureuther, der beim Entwurf die Formensprache der italienischen Renaissance vertrat.

Den Gründungsbau für die "neue polytechnische Schule" errichtete Gottfried von Neureuther 1864–1868 als prächtiges Neorenaissancegebäude mit Mitteltrakt und zurückgesetzten Seitenflügeln direkt gegenüber der Alten Pinakothek nach dem Vorbild von Gottfried Sempers Zürcher Polytechnikum (heute ETH Zürich). Zur Verfügung stand ein 90 m breiter Bauplatz an der Arcisstraße, weniger als die Hälfte des heutigen von Arcis-, Theresien-, Luisen-, und Gabelsbergerstraße begrenzten Stammgeländes. Heute sind von dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gründungsbau nur noch Teile des Erdgeschosses entlang der Gabelsbergerstraße und im Hof hinter dem "Bestelmeyerbau" (Süd) erhalten.

Mit der Berufung des 27jährigen Friedrich von Thiersch, als ao. Professor für Baukunst und zweitem Architekturlehrer neben Neureuther, begann 1879 ein kontinuierlicher Ausbau und Aufstieg der Münchner Architekturabteilung. Bis zum ersten Weltkrieg wurde die Zahl der Entwurfslehrstühle auf vier erhöht: Neben Thiersch, der als Nachfolger Neureuthers seit 1882 Renaissancebaukunst vertrat, unterrichteten seit 1883 Heinrich von Schmidt mittelalterliche Baukunst, seit 1904 Carl Hocheder bürgerliche Baukunst im Sinne eines "Münchner Barock" und seit 1908 Theodor Fischer Entwerfen und Städtebau mit Orientierung an regionaler Bautradition. Mit den großen Erfolgen von Thiersch und Theodor Fischer als Architekten und deren Ausstrahlung als Lehrer, wuchs auch der Ruf der Architektenausbildung in München: Die Studentenzahl stieg auf fast 600 an, die Architekturschule München überholte damit die bis dahin führende Technische Hochschule in Berlin-Charlottenburg. Berühmte Architekten wie Max Berg, Ernst May, O.R. Salvisberg oder Heinrich Tessenow lernten bei Thiersch; bei Theodor Fischer studierten viele spätere Vertreter der Moderne wie beispielsweise Hugo Häring oder Erich Mendelsohn. Ebenfalls in die Ära Thiersch fiel die 1905 in Bayern genehmigte Zulassung von Frauen zum Studium.

Auch die erste bedeutende bauliche Erweiterung der Hochschule erfolgte unter Friedrich von Thiersch: Im Südwesten des Areals entlang der Gabelsberger- und Luisenstraße schuf Thiersch 1910–1916 dreigeschossige Flügelbauten mit Verbindung zum Altbau und einem die L-förmige Anlage dominierenden Turmbau, dem heutigen Wahrzeichen der TUM. Im Trakt an der Gabelsbergerstraße waren im zweiten Obergeschoss in einer von Thiersch prächtig ausgestatteten Raumflucht die Bibliothek und die Plansammlung der Architekturabteilung untergebracht. Gemäß dem damaligen Stand der Bautechnik sind durch Verstärkung der Stahlbetondecken mit Stahlträgern die Zwischenwände versetzbar und erlauben eine flexible Nutzung. 

Nach dem ersten Weltkrieg wandelten sich die "Stilschulen" allmählich in "Konstruktionsschulen". In München wurde eine Baupraxis von 24 Monaten ab 1924 verbindlich. Eine wesentliche Verstärkung der konstruktivtechnischen Seite der Ausbildung erfolgte durch die Umwandlung von Hocheders "bürgerlicher Baukunst" in einen Lehrstuhl für "technische und gesundheitliche Anlage von Gebäuden und Industriebau", besetzt mit Richard Schachner sowie durch die Einrichtung eines zweiten Lehrstuhls für Hochbaukonstruktion.

Die Lehre an der Architekturfakultät war in den 1920er-Jahren durch den konservativen German Bestelmeyer, dem Nachfolger Friedrich von Thierschs, geprägt. Die Architekturausbildung in München verlor an Renommee und Attraktivität, die Anzahl der Studierenden ging zurück. Erst 1930 öffnete sich die Fakultät modernen Architekturauffassungen durch die Berufung des Stadtbaudirektors von Köln, Adolf Abel, sowie von Robert Vorhoelzer, der durch seine Postbauten bekannt geworden war.

Auf den freien Flächen zur Arcisstraße erweiterte Bestelmeyer 1923–1926 den Neureutherbau durch zwei vorgesetzte Flügelbauten in Anlehnung an italienische Palazzi. Die TH erhielt dadurch einen repräsentativen Eingangshof, der mit zwei „Rossebändiger“-Skulpturengruppen von den Bildhauern Bernhard Bleeker und Hermann Hahn künstlerisch gefasst wurde.

Die nationalsozialistische Machtergreifung führte, wie an allen Hochschulen, zu gravierenden Eingriffen beim Lehrpersonal und in der Ausbildung. Die dominierende Persönlichkeit an der Architekturfakultät, German Bestelmeyer, seit 1930 Mitglied des "Kampfbundes für deutsche Kultur", wirkte in den 1930er Jahren an fast allen Veränderungen entscheidend mit. Der einzige moderne Lehrer, Robert Vorhoelzer, wurde als "Baubolschewist" diffamiert und schon 1933 entlassen. Sein Nachfolger wurde 1936 Roderich Fick, ein mit den politischen Verhältnissen konformer Architekt. Nach Bestelmeyers Tod 1942 wurde mit Julius Schulte-Frohlinde einer der führenden Architekten des Nationalsozialismus berufen. Allerdings gewann die Münchner Architekturfakultät im Gegensatz zur Stuttgarter Schule keine besondere Bedeutung im Nationalsozialismus.

Die Planungen, die gesamte Hochschule nach Nymphenburg zu verlegen, um das freiwerdende Areal für Parteibauten zu nutzen, kam nicht zur Ausführung. 

Bereits im Sommer 1946 nahm die Technische Hochschule ihren Unterricht wieder auf. Die Gesamtzahl der Architekturstudierenden stieg zwischen 1950 und 1968 von 680 auf 850. Adolf Abel und Hans Döllgast setzten ihren Unterricht fort, Vorhoelzer kehrte auf seinen Lehrstuhl zurück und leitete den Wiederaufbau der Hochschule. Martin Elsässer und Hermann Leitenstorfer wurden für Entwurf und Franz Hart und Georg Werner für Hochbaukonstruktion berufen. Überragende Persönlichkeit der ersten Nachkriegszeit war Hans Döllgast, der an seinem Lehrstuhl seit 1941 alle Fächer für Darstellung und Gestaltung vereinte. Der Entwurfsunterricht war bis in die 1970er-Jahre durch konträre Persönlichkeiten gekennzeichnet: Die beiden Bauhäusler, Gerhard Weber und Gustav Hassenpflug, vertraten seit Mitte der 1950er-Jahre Positionen moderner Architektur an der Hochschule. Josef Wiedemann und Johannes Ludwig standen für eine eher gemäßigt moderne Entwurfslehre.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die noch in größerem Umfang erhaltenen Teile des Neureutherbaus abgerissen. Vorhoelzer schuf anstelle dessen einen sechsgeschossigen Institutsbau – innerhalb der Anlage der erste Stahlbetonskelettbau –, an den er rückseitig Vorbauten für die Aula und zwei Hörsäle anhängte und in den einstigen Hof an der Arcisstraße einen zweigeschossigen Verwaltungsbau setzte. Die bis dahin noch nicht zum Hochschulareal gehörende Nordwestecke schlossen Franz Hart und Georg Werner 1960–1966 mit den Neubauten der Maschinenbauabteilung (2009–2013 Generalsanierung Hild und K Architekten).

Für das unmittelbar an das Stammgelände anschließende Nordgelände jenseits der Theresienstraße wurde 1952 ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt, den Werner Eichberg mit dem Konzept einer Trennung von Bauten für Lehre und Forschung gewann. Kurz nachdem mit der Baumaßnahme begonnen worden war, entstanden mit dem Gebäude für die Technische Physik (heute LMU) auch die ersten Hochschulbauten südlich der Gabelsbergerstraße. Auf dem sogenannten Südgelände an der Arcisstraße errichtete Franz Hart 1957–1959 die Mensa, die 1975 unter Beibehaltung des ursprünglichen Quadratrasters auf die doppelte Größe erweitert wurde.

Von 1946 bis 1968 stieg die Zahl der Lehrstühle von 10 auf 17, die Entwurfslehrstühle erhöhten sich von vier auf sechs. Die Studierendenzahlen nahmen zwischen 1968 und 1993 von 850 auf 1300 zu. Aus der Theoriediskussion der 68er "Studentenrevolution" ging ein Lehrstuhl zur Einführung ins Entwerfen hervor. Im Zuge einer neuen Studienordnung wurde 1991 das Fach Einführung ins Entwerfen wieder abgeschafft und dafür als Perspektive für die 1990er-Jahre das Konzept eines konstruktiven Entwurfs ausgebaut. Schwerpunkt und Stärke der Münchner Architekturschule bildete die solide, baukonstruktiv fundierte Entwurfsausbildung.

Johannes Ludwig stockte 1968 Vorhoelzers zweigeschossigen Verwaltungsbau an der Arcisstraße um weitere zwei Geschosse turmartig auf. Ende der 1970er-Jahre wurde durch den Abbruch einiger frei werdender Gebäude im dicht bebauten Hochschulinnenhof eine Auflockerung erreicht. Nach gewonnenem Wettbewerb konnte dann Rudolf Wienands als letzte wichtige Arrondierung 1990–1994 eine innere Hochschulstraße mit einem zentralen Freiraum vor einem zurückgesetzten langgestreckten Institutsbau und einem Auditorium Maximum schaffen, das sich segmentförmig zur neu gestalteten Mitte öffnet.

In den 1990er-Jahren schärfte die Fakultät ihr Profil und steigerte ihr Renommee durch die Berufung einiger international anerkannter Architekturschaffenden auf Entwurfslehrstühle. Durch den Aufbau eines Technischen Zentrums wurde der konstruktiv-technische und durch das Architekturmuseum der historische Schwerpunkt der Fakultät gestärkt.

Im Zuge der "Bologna Erklärung" von 1999 und der Studienreform von 2002 wurden an der TU München die international vergleichbaren Abschlüsse Bachelor und Master eingeführt. Die systematische Internationalisierung gehört zu den strategischen Entwicklungszielen der Münchener Architekturschule: So ist die Verankerung eines einjährigen Auslandsstudium aller B.A. Studierenden im 3. Jahr ein Alleinstellungsmerkmal unter den europäischen Architekturschulen. Ab 2008 weitete die Fakultät für Architektur der TUM ihre Kontakte mit Universitäten auf der ganzen Welt kontinuierlich aus. 

Da die bauliche Entwicklung des Stammgeländes seit Mitte der 1990er-Jahre mit dem "Wienandsbau" abgeschlossen ist, werden seitdem kontinuierlich bauliche Situationen verbessert und dadurch auch die Attraktivität der Hochschule gesteigert. So entstand 2010 durch Umbau das sogenannte Vorhoelzer Forum auf dem Dach des Hauptgebäudes. 2011 wurde der Hauptzugang an der Arcisstraße neu gestaltet und ein neues Wegleitsystem entwickelt.

Zusammenfassung nach
Winfried Nerdinger in Zusammenarbeit mit Katharina Blohm (Hrsg.), Architekturschule München 1968-1993. 125 Jahre Technische Universität München, München 1993 
Winfried Nerdinger (Hrsg.), Aufbauzeit. Planen und Bauen, München 1945-1950 (Ausst. Kat. Stadtmuseum München 1984), München 1984
Wolfgang A. Herrmann (Hrsg.), Technischen Universität München. Die Geschichte eines Wissenschaftsunternehmens, München/Berlin 2006
Franz Hart, Die Bauten, in: Technische Hochschule München (Hrsg.), Technische Hochschule München 1868-1968, München 1986, S. 135-179