Schlusskritik des Masterprojekts OPEN STRUCTURES. Wohnanlage Genter Straße von Otto Steidle und Doris & Ralph Thut von der Professur für Neuere Baudenkmalpflege.
Über das Projekt:
Die Wohnanlage Genter Straße 13 in München-Schwabing wurde 1972 nach Plänen von Otto Steidle, Doris und Ralph Thut und Jens Freiberg errichtet. Sie umfasst neben Wohnungen bis heute auch das Büro Otto Steidles (Steidle Architekten). Weite Beachtung fand die Wohnanlage als Versuch, die Möglichkeiten industrieller Bauweisen mit den Idealvorstellungen einer individuellen und flexiblen Nutzung zu verbinden. In den folgenden Jahren kamen in unmittelbarer Nähe noch drei weitere Wohnanlagen hinzu, bei denen das System aus Stahlbeton-Fertigteilen und Ausbauelementen angepasst und weiterentwickelt wurde. 1972 bis 1974 folgte die Wohnanlage Peter-Paul-Althaus Straße 9, 1974 bis 1975 die Wohnanlagen Osterwaldstraße 65-69 und Peter-Paul-Althaus-Straße 7. Alle drei Bausysteme waren darauf angelegt, spätere Umbauten zu begünstigen.
Tatsächlich aber wurde bisher wenig an den Bauten verändert. Die Wohnanlage Genter Straße steht mittlerweile unter Denkmalschutz. 2022 wurde das Projekt von Otto Steidle und Doris und Ralph Thut mit dem BDA-Preis Klassik-Nike ausgezeichnet. Die Anlage gehört unzweifelhaft zu den herausragenden Beispielen des industriellen, seriellen und experimentellen Wohnungsbaus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.
Der gute Erhaltungszustand und die Unterschutzstellung bedeuten jedoch nicht, dass absehbar keine Maßnahmen der Instandsetzung notwendig wären. Im Rahmen des Projekts überprüfen die Studierenden die ursprüngliche Behauptung einer flexiblen Adaptierbarkeit und Transformationsfähigkeit. Welche praktischen Herausforderungen stecken in der Konstruktion, wenn man sie tatsächlich auseinandernehmen, neu zusammensetzen und ergänzen würde? Welche gestalterischen und räumlichen Potentiale könnte eine Erneuerung und bauliche Anpassung bieten? Die Wohnanlage an der Genter Straße soll dabei grundsätzlich erhalten werden, Veränderung ist nur da erlaubt, wo sie einen Mehrwert schafft. Letztlich fragen wir danach, wie alt derartige Systembauten der 1970er Jahre werden können, oder ob die regelmäßige Erneuerung nicht Teil des Systemgedankens ist.
Wann:
Dienstag, 15.07.25
ab 10:00 Uhr
Wo:
Vorhoelzer Forum (5. OG)
Technische Universität München (TUM)
Arcisstr. 21
80333 Munich