Preise – Ausgezeichnete Studienarbeiten

Preisträger:innen 2022: Nachwuchs-Förderpreis der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum

„Das Wissenschaftliche Kuratorium wählt die Studentischen Preisträger aus, die vom Präsidium für hervorragende Abschlussarbeiten zum ländlichen Raum und dessen Entwicklung mit Geldpreisen ausgezeichnet werden sollen“ (Satzung) – Bayerische Akademie Ländlicher Raum
www.akademie-bayern.de

Mira Groos, Master-Thesis, Sommersemester 2020
SOLIDARISCHE LANDwirtSCHAFT Sozialräumliche Untersuchung des Konzepts Solidarische Landwirtschaft auf materielle und ideelle Landschaftsanreicherung

Hauptpreis 2022 – Begründung der Jury. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft und die Entfremdung von Stadt und Land beschäftigt viele Menschen. In der „Solidarischen Landwirtschaft“ arbeiten Konsument*innen und Produzent*innen als selbstorganisierte Verantwortungsgemeinschaften zusammen. Bürger*innen bringen sich damit aktiv in die Landwirtschaft ein und damit auch in die Produktion von Landschaft. Doch inwiefern wirkt sich SoLaWi räumlich aus? Dies hat Mira Groos in ihrer Masterarbeit untersucht.

Dazu hat sie SoLaWis der Metropolregion München über Vorher-Nachher-Luftbildaufnahmen raumstrukturell analysiert und Ortsbegehungen durchgeführt. Über Befragung der SoLaWi-Mitglieder wurden zudem ideelle Qualitäten abgeleitet, anschließend auf den Raum übertragen und anhand von Fallbeispielen überprüft. Ihr Forschungsergebnis offenbart dadurch die gestalterischen Potentiale dieser Landnutzung.

Groos skizziert die bisherige fachliche Auseinandersetzung und entwirft verschiedene Typen und Raumstrukturen von SoLaWi. Die Arbeitet wurde sowohl empirisch als auch theoretisch mit großer Sorgfalt und kritischer Reflexion erstellt. Mira Groos beleuchtet historische Aspekte und sozialwissenschaftlich wichtige Begriffe und ordnet die SoLaWi-Unternehmungen in den Diskurs um die Commons ein. Dabei vertieft sie das Verständnis von Landschaft als gemeinsam geschaffenes Kollektivgut und fordert „Landschaftsarchitekten sollten sich auch mit dem größten Freiraum – der Agrarlandschaft – auseinandersetzen und Konzepte untersuchen bzw. entwickeln, die den kollektiven Gestaltungsanspruch an die Landschaft stärken“.

 

Christiane Wegscheider, Master-Thesis, Wintersemester 2020/21
Die Kulturlandschaft Skipiste – Ein kooperativer Transformationsansatz für das Flachauer Tal

Anerkennungspreis 2022 – Begründung der Jury. Christine Wegscheider setzt sich in ihrer Arbeit mit der Skipistenlandschaft auseinander, die einseitig auf den Wintertourismus ausgerichtet ist und durch verschärften Wettbewerb und Klimawandel unter Druck steht. Wegscheider sucht hier nach möglichen landschaftsplanerischen Anpassungsstrategien. Nach einer eingehenden Darstellung der Problematik und des Untersuchungsraums entwickelt sie, ausgehend von der Akteur-Netzwerk-Theorie von Bruno Latour, eine komplexe Landschaftsanalyse, in der die Austauschbeziehung von Mensch und Landschaft im Zentrum steht. Durch die Frage, welche Interessen wirken, wählt die Autorin einen spannenden Weg.

In Interviews mit Vertretern aus z.B. Naturschutz, Forst- und Wasserwirtschaft, dem Skibetrieb und der Kommune offenbaren sich die jeweiligen Perspektiven auf die Kulturlandschaft Skipiste im Flachauer Tal. Für ihre anschließenden Lösungsvorschläge sucht Wegscheider das Gemeinsame, das die Entwicklungsvorstellungen der unterschiedlichen Akteure verbindet und entwirft neue strategische Ansätze für eine rücksichtsvolle ganzjährige Nutzung des Raums. Exemplarisch werden dabei auch einzelne konkrete planerische Impulse eingebracht, wobei vorhandene Infrastrukturen mit einbezogen werden.

Insgesamt lädt die inhaltlich dichte und gestalterisch erfrischende Arbeit ein, vielschichtige Zugänge nachzuvollziehen und den Wechselwirkungen der unterschiedlichen Perspektiven zu folgen, um darin Ausgangspunkte für die Gestaltung von Veränderungsprozessen einer Kulturlandschaft zu finden. Die Arbeit kann wertvolle Anstöße auch für andere landschaftsräumliche Transformationsprozessen bieten.

 

Preisträger:innen 2020: Nachwuchs-Förderpreis der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum

Matthias Oberfrank, Master-Thesis, Sommersemester 2019
Auf weitem Feld. Behutsame Erneuerung einer (post)fossilen Kulturlandschaft anhand des Entwurfsansatzes von Peter Latz

Hauptpreis 2020 – Begründung der Jury. Die Arbeit setzt sich mit der Transformation von fossilen Strukturen auseinander: Wie könnten ländliche und suburbane Kulturlandschafften, die von Verkehr, Logistikhallen, Ressourcenabbau und industrieller Landwirtschaft geprägt sind, in Zukunft aussehen? Oberfrank entwirft Ideen für eine behutsame Erneuerung. Anschauungsbeispiel ist die von industriellen Strukturen durchzogene Kulturlandschaft zwischen Augsburg und Landsberg am Lech. Die verwendeten Methoden – strukturalistische Landschaftsanalyse und Transformationsstudie – orientieren sich an der 40 Jahre alten Entwurfstheorie von Peter Latz, führen sie fort und setzen sich dabei von funktionalistischen Entwurfsansätzen der Gegenwart deutlich ab. Die Masterarbeit zeigt, wie in der Entwurfsarbeit des Landschaftsarchitekten Schnittstellen zu konzeptionellen Beiträgen aus anderen Disziplinen angelegt werden können. Sie liefert Grundbausteine für Planer und Träger der Transformation und erhöht die Chancen zur Verständigung auf einen Masterplan im Dialog mit Fachplanungen, etwa der Wasserwirtschaft, des Straßen- und Wegebaus, des kommunalen Siedlungswesens, der Grünordnung und der Denkmalpflege.

Aus der Jury: „Die Ergebnisse mögen sehr fantasievoll und damit praxisfremd erscheinen, die aufwändig durchgespielte Methodik aber ist beispielhaft und für Ziele einzelner Träger der Transformation erweiterbar“.