Band 12

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Stand 02. 2012. Druckfehler und Preisänderungen vorbehalten.

Schriftenreihe: Band 12

Cornelia Majunke: Der Genius loci: Geist des Ortes oder verorteter Geist
Landschaftsplanung zwischen dem Wunsch nach Ganzheit und moderner Subjektivität

Inhalt:
Mit dem Begriff genius loci verbindet sich in der Architektur und der Landschaftsarchitektur eine methodische und wissenschafts- sowie berufspolitische Trennung. Für die sog. szientifische Landschaftsplanung und für die Stadt- und Regionalplanung ist der Begriff wertlos, da er sich bewußt dem Ideal intersubjektiv überprüfbarer Beobachtung entzieht. Demgegenüber konvergiert der Begriff strategisch mit der Haltung des architektonischen Entwerfens, die mit individuellen Mitteln räumliche Eigenart erzeugen will. In diesem Sinne werden mit dem Begriff genius loci die nicht sichtbaren Eigenschaften eines Ortes, wie z.B. seine Atmosphäre, sein Charakter oder seine Stimmung verbunden. In der Verschmelzung bestimmter örtlicher Gegebenheiten mit dem empfindsamen, symbolisierenden Blick des Betrachters entsteht die Individualität von Orten. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie die Entstehung der Ausstrahlungskraft von Orten begründet werden kann. Dazu werden beispielhaft zwei Autoren vorgestellt, die vor dem Hintergrund unterschiedlicher Weltbilder und Professionen zu unterschiedlichen Theorien des Symbolisierungsprozesses gelangen. Der Architekt Christian Norberg-Schulz hebt in Anlehnung an Martin Heidegger den genius loci als das vorgängige Sein des Ortes hervor. Er beschreibt, auf welche Weise Bedeutungen und Symbole dennoch vom Menschen hervorgebracht werden können. Seine Theorie wird in den Kontext konservativer Ontologie eingeordnet. Der Sozialpsychologe und Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich versteht dagegen die Bedeutung von Orten als Ausdruck der in der kommunikativen öffentlichkeit entstandenen Sinnbezüge. Hier liegt die Auffassung zugrunde, daß auch räumliche Gegebenheiten immer gesellschaftliche Sinnprodukte darstellen und auf sprachlicher Verständigung beruhen. Mitscherlichs Theorie wird auf das aufgeklärt-bürgerliche Weltbild zurückgeführt. Wie die symbolische Wirkung von Orten objektiv begründet werden kann, folgt demzufolge nicht aus den Orten selbst, sondern aus den Weltbildern, die ihnen Bedeutung beimessen.

Cornelia Majunke, Jahrgang 1962, studierte Landschaftsplanung an der TU Berlin. Seit 1999 ist sie als Landschaftsplanerin in Berlin tätig.

1999 / 147 Seiten / 13,00 € / ISBN 978-931472-11-5