Ein Großteil des Gebäudebestandes in Deutschland entstand in den Jahren zwischen 1949 und 1978. In München stammen 66% des Wohnungsbestandes aus diesem Zeitraum (Zensus, 2011), der in den nächsten Jahren sukzessive erneuert oder renoviert werden muss.

Außerdem fehlt es massiv an Wohnraum, der durch die Erschließung neuer Stadtquartiere, wie zum Beispiel Freiham, gedeckt werden soll, was jedoch nichts am Wohnraummangel in den zentrumsnahen Stadtquartieren ändert. Diesem könnte mit konsequentem Anbauen und Erweitern der Bestandsgebäude im Zuge der anstehenden Sanierungen der nächsten Jahre begegnet werden. Die Möglichkeit der Aufstockung wurde in einer, im Februar 2019 von der TU Darmstadt publizierten, Studie für ganz Deutschland untersucht (Tichelmann et al., 2019). Neben weiteren Strategien wie zum Beispiel der Nachverdichtung der Blockinnenhöfe gibt es speziell in München die Option der Baulinienverschiebung.

Diese Option entstand durch die Verbreiterung einiger Straßen um 5m im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, um den steigenden Verkehr aufnehmen zu können. Da dies jedoch nicht abschließend umgesetzt wurde, gibt es zum Beispiel in der Augustenstraße ein ungenutztes Flächenpotenzial, das durch eine Rückführung der Baulinie auf den Vorkriegszustand, und einen Anbau an der Gebäudefront freigesetzt werden kann. Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel, dieses Potenzial zu untersuchen und festzustellen, inwiefern eine Baulinienverschiebung als Nachverdichtungsstrategie sinnvoll ist.

(Text: Tobias Johannes Haag) 


Im Zuge eines Entwurfssemesters bestehend aus interdisziplinären Teams aus Architektur- und Landschaftsarchitektur-Studenten/innen erforscht die Professur gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlicher Raum (LAO), Prof. Regine Keller und der Professur für Green Technologies in Landscape Architecture (GTLA), Prof. Ferdinand Ludwig diese Nachverdichtungsstrategie.