Aktion, Intervention, Partizipation

Kunst und Zwischennutzung als partizipative Planung — (wie) funktioniert das?

Symposium im Vorhoelzer Forum – TU München, Arcisstraße 21, 80333 München
Freitag, 28. Juni 2019

Beschreibung

Bei Bauvorhaben im öffentlichen Raum kommt es — trotz intensiver Bürgerbeteiligung — oft genau dann zu Reaktionen und Protesten, wenn mit dem Bau begonnen wird. Neuen Raumaufteilungen, Nutzungsvorschlägen und Gestaltungslösungen scheint eine grundsätzliche Skepsis entgegenzuschlagen. Etablierte Beteiligungsprozesse haben das Problem, dass sie „im vermeintlich Verborgenen“ stattfinden und geplante Veränderungen zunächst wenig greifbar sind. Die Kunstform der Intervention und der Experimentcharakter von Zwischennutzung kennen diese Hemmschwellen nicht. Auf der Suche nach neuen Formaten der Beteiligung rücken Methoden der Kunst und der Zwischennutzung in den Fokus. Planungsämter beauftragen Künstler, Architekten, Veranstalter öffentliche Räume experimentell zu bespielen.

Im Rahmen eines Studienseminars an der TUM wurden im Frühjahr 2019 aktuelle, temporäre Installationen und Aktionen mit Planungskontext im öffentlichen Raum in München recherchiert. Die Projektsammlung wird dauerhaft auf der Webseite INTERVENTION-MUC dokumentiert und verfügbar gemacht.

In einem öffentlichen Symposium im Vorhoelzer Forum der Technischen Universität München werden die Ergebnisse der Recherchen präsentiert. Wo liegen Berührungspunkte zwischen Kunst, Zwischennutzung und Planungspraxis? Wer sind die Akteure und welche Ziele verfolgen sie? Was sind die Möglichkeiten und Chancen künstlerischer Aktion und Intervention als partizipatives Werkzeug? Welche Strategien gibt es? Welche Ergebnisse werden sichtbar? Wo liegen Schwierigkeiten? 

Programm

Hier können sie das Programm downloaden.

Referent*innen

Agnes Förster ist Inhaberin des Lehrstuhls Planungstheorie und Stadtentwicklung an der RWTH Aachen Universität und leitet STUDIO | STADT | REGION in München. Agnes Förster studierte an der TU München und der EPF Lausanne Architektur. Von 2005 bis 2015 arbeitete Agnes Förster als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Raumentwicklung der TU München. Dort war sie in Forschung und Beratung zu den Themen Wohnungsmarkt, nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung sowie kommunikative Planungsmethoden tätig. Für ihre Dissertation zum Thema „Planungsprozesse wirkungsvoller gestalten“ erhielt sie den Promotionspreis des Bundes der Freunde der TU München sowie den Hochschulpreis der Landeshauptstadt München. 2014 gründete sie STUDIO | STADT | REGION in München. Mit ihrem interdisziplinären Team gestaltet sie räumliche Prozesse vom Quartier bis zum Maßstab der Region. Agnes Förster ist als Architektin und Stadtplanerin Mitglied der Bayerischen Architektenkammer, der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung DASL, des Deutschen Werkbunds Bayern e.V., des Fachbeirats der GEWOFAG Holding GmbH München und des Kuratoriums der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27).
www.pt.rwth-aachen.de // www.studio-stadt-region.de

Julian Hahn ist ausgebildeter Rettungssanitäter, Gastronom und Mitbegründer des Wannda e.V. Gemeinsam mit seinen Brüdern und einigen Schulfreunden etablierte er den Verein 2012, um seither brache Flächen in München temporär zu bespielen. In Zusammenarbeit mit Florian Jund betreibt er seit 2016 das Café „Gans am Wasser“ im Westpark in einem ehemaligen Fleischerwagen. Ziel der Interventionen ist es, Projekte schnell und direkt umzusetzen und Orte entstehen zu lassen, die Kunst, Kultur und zwanglosem Aufenthalt Raum geben. Das Konzept vom Mollsee wird im Jahr 2019 auf das Café „Gans Woanders“ am Kolumbusplatz ausgeweitet.
www.wannda.de // www.gansamwasser.de

Florian Otto ist Landschaftsarchitekt mit Abschluss der TU München, Mitglied der Bayerischen Architektenkammer und seit 2003 Partner bei bauchplan ).( - Landschaftsarchitekten und Stadtplanermit Standorten in Wien und München. Neben seiner Bürotätigkeit kann er auf Lehrtätigkeiten in München, Kassel und an der ETH Zürich zurückblicken. Mit bauchplan ).( entwickelt er Konzepte, die oftmals spielerisch zwischen Raum und Gesellschaft vermitteln. Dabei finden Beteiligungsverfahren und Stadtrauminstallationen gleichermaßen ihren Einsatz. Für den Genossenschaftsbau Wagnisart – Partizipation in Planung (2012) erhielt bauchplan diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Landschaftsarchitekturpreis Partizipation und Planung 2017. Als wegweisendes partizipatives Projekt gilt außerdem der Freiluftsupermarkt Freiham – Pflücke deine Stadt (2015), aus dem die heute noch bespielte Freiluftbox hervorgegangen ist.
www.bauchplan.de

Alexander Steig ist Bildender Künstler und Kurator. Seine künstlerische Arbeit stellt Fragen nach Wirkweisen von (medialen) Kontrollmechanismen im sog. öffentlichen Raum wie auch im sog. privaten Umfeld. Steig hat hierzu seit Ender der 1990er Jahre zahlreiche Projekte und Ausstellungen im In- und Ausland umgesetzt. Er war 2008 Mitgründer der Künstlerinitiative COLLABORATION_project, die vom Kulturreferat der Stadt München eigeladen wurde, 2015 das MaximiliansForum neu zu justieren. 2017 konzipierte und realisierte er das Projekt KAMERA, eine Intervention im öffentlichen Raum mit begleitender Veranstaltungsreihe, das sich in Giesing dem Außenlager Agfa-Kamerawerk des KZ Dachau widmete. Hierzu legt er als Herausgeber die umfängliche Publikation KAMERA - Ein künstlerisch-wissenschaftliches Projekt zum Außenlager Agfa-Kamerawerk in München-Giesing 1944–45, mit einem Erinnerungsbericht von Kiky Gerritsen-Heinsius ab Juni 2019 vor, die kritisch Möglichkeiten und Ummöglichkeiten der Erinnerungskultur im öffentlichen Raum reflektiert.
www.kamera-projekt.de // www.alexandersteig.de // www.collaboration-project.de

Podiumsgäste

Ursula Caser ist Geographin, lebt in Lissabon und arbeitet seit ca. 25 Jahren als unabhängige Mediatorin/Moderatorin. In Portugal designt und moderiert sie Beteiligungsprozesse bei komplexen Planungsvorhaben sowohl für private als auch für öffentliche Auftraggeber. Sie leitete federführend umfangreiche Partizipationsprozesse z.B. Bairros Críticos - Cova da Moura (2006); MARgov (2010-2012), Wasserwirtschaftsplan Tejo-Einzugsbebiet (2014-2016) und war u.a. an folgenden H2020 Projekten beteiligt: OPERAs (2014-2016), ENGAGE2020 (2014-2016); CIMULACT (2015-2017), Human Brain Project (2017-2019) Seit 2015 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am MCTS – Munich Center for Technology in Society, der TUM. Hier leitet sie das MCTS Forum. Ihr Forschungsinteresse ist die situative Gestaltung und Durchführung von kollaborativen Planungs- und Entscheidungsprozessen, Stakeholder- und Bürgerdialogen sowie von Mediation im öffentlichen Raum.
www.mcts.tum.de/dialog // www.uc-mediation.eu

Stefanie Jühling ist Landschaftsarchitektin BDLA und Stadtplanerin, hat gemeinsam mit Max Köppel ein Landschaftsarchitekturbüro in München. Die Aufgaben sind vielseitig, Projekte im öffentlichen Raum zählen auch dazu, in München z.B. Petuelpark und Taxispark – jeweils mit ausgiebiger Bürgerbeteiligung. Das derzeit spannendste Areal im Büro ist das Werksviertel Mitte, ein Quartier in dem Vieles möglich ist und Kreativität schon immer Raum hatte. Zur Zeit versucht sie den Stadtrat einer Kleinstadt davon zu überzeugen, das ehemalige Schlachthof- und Güterbahnhofareal nicht möglichst gewinnbringend an Investoren zu verkaufen. Ein vielseitiges Quartier für Hochschule, Gründerzentren, startups, mit Raum zur kreativen Entfaltung in der einmaligen Atmosphäre des Geländes ist das Ziel. Die ersten Zwischennutzungen sind installiert.
www.juehling.net

Kerstin Langer, studierte Landespflege an der TU München. Sie ist seit über 20 Jahren als Beraterin, Moderatorin und Trainerin für Beteiligungsverfahren der raumbezogenen Planung auf kommunaler und regionaler Ebene tätig. 2013 – 2016 war sie Professorin für Kommunikation und Partizipation in der Landschaftsarchitektur an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Weihenstephan/Triesdorf bevor sie 2016 ins Referat für Stadtplanung und Bauordnung (Stadtplanung/Grünplanung — Zentrale Aufgaben) wechselte. Hier trägt sie unter anderem die Verantwortung für die Öffentlichkeitsbeteiligung zur langfristigen Freiraumentwicklung Münchens. Sie übernahm die Projektkoordination zur Öffentlichkeitsphase "Freiraumzeit" für das Konzeptgutachten Freiraum München 2030.
www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Stadt-und-Bebauungsplanung/Gruenplanung/Freiraumzeit.html

Stefan Wischnewski ist Bildender Künstler und Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bildende Kunst der Technischen Universität München. In seinem künstlerischen Werk beschäftigt er sich immer wieder auch mit dem öffentlichen Raum und ortsbezogenen Interventionen. Seit 2005 realisiert er Kunst am Bau Projekte. 2007 bekam er den Bayerischen Kunstförderpreis und 2009 den Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis. Zwischen 2016-2019 entwickelte er im Dialog von Wissenschaft und Kunst der Fraunhofer-Gesellschaft die raumgreifende Installation "Schwarm" die aktuell im STATE Studio Berlin zu sehen ist. Er hat die Kunstprojekte vom Lehrstuhl für Bildende Kunst "Heimvorteil" und "Tandem" (Partizipative Kunstprojekte im Sanierungsgebiet Neuaubing / Westkreuz) mit initiiert und ist Mitherausgeber der gleichnamigen Publikationen.
www.lbk.ar.tum.de // www.stefanwischnewski.de

Edda Zickert ist Architektin und arbeitet derzeit an einer Projektinitiative zusammen mit der Baugenossenschaft Kooperative Grossstadt e.G.. Sie studierte Architektur an der FAU in São Paulo, Brasilien und an der TUM, an der sie 2014 diplomierte. Neben der Tätigkeit als Architektin in Architekturbüros in München war Edda Zickert in der Lehre an der TUM tätig, unter anderem am Lehrstuhl für Städtebau und Wohnungswesen, Studio Krucker Bates und am Lehrstuhl Prof. Nagler, Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren.
www.lek.ar.tum.de

Kuratoren

Johann-Christian Hannemann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum der Technischen Universität München.  Sein Forschungsinteresse ist die Aktivierung nachbarschaftlicher Teilhabe für eine nachhaltige (Um-) Gestaltung der direkten Lebensumwelt sowie bottom-up Entwicklungsstrategien für die Verbesserung prekärer Lebensbedingungen u.a. in informellen Siedlungen in Haiti, Spanien und Rumänien. Als Teil der Gruppe raumzeug wirkt er seit 2018 an der temporären Platzgestaltung „Piazza Zenetti“ am Zenettiplatz München mit. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen zählen die Mitherausgeberschaft bei URBEEN – Ein Bienenfeld an der Ludwigstraße (2018) und die Autorenschaft eines Kapitels in Draußen – Landschaftsarchitektur auf globalem Terrain (2017).
www.arc.ed.tum.de/lao // www.raumzeug.de

Felix Lüdicke ist Landschaftsarchitekt und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum der Technischen Universität München. Sein Forschungsinteresse ist die Schnittstelle zwischen Intervention und Partizipation. Als Gründer und Mitglied der Gruppe raumzeug realisiert er künstlerische Projekte im und für den öffentlichen Raum. 2015 war er Stipendiat an der Akademie der Künste Berlin, 2019 ist er Stipendiat Deutschen Akademie Rom in der Casa Baldi. Zu seinen jüngsten Projekten gehört die temporäre Platzgestaltung „Piazza Zenetti – südländisches Flair für den Zenettiplatz“ in München (2018), die Mitherausgeberschaft der Publikation URBEEN – Ein Bienenfeld an der Ludwigstraße (2018) und die Mitautorenschaft beim Artikel Von Freiraumintendanten und -aktivisten (2017).
www.arc.ed.tum.de/lao // www.raumzeug.de

Videos

Bilder der Veranstaltung

Presse

Florian Kraus, MUCBOOK: Münchner Subkultur: Alle Zwischennutzungen auf einen Blick (09.07.2019)

Veranstalter

Technische Universität München
Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum 
Prof. Regine Keller

Emil-Ramann-Straße 6
85354 Freising
www.arc.ed.tum.de/lao