Freiraum München

PERSPEKTIVE - PLAN - PRAXIS

Diplomarbeit, Susann Ahn

Beteiligungskultur und Beteiligungsverständnis in München 

Der Kampf um Einfluss, Macht und Akzeptanz zwischen Politikern, Planern und Bürgern hat angesichts des soziokulturellen Wandels eine neue Bedeutung bekommen. Im Spannungsfeld zwischen „Bürgerbeteiligung“ und „Bürgerwiderstand“ geht die vorliegende Diplomarbeit dem Beteiligungsverständnis von Politikern, Planern und Bürgern nach.

„Seit Willy Brandts „Mehr Demokratie wagen“ und den Hoch-Zeiten der Bürgerbeteiligung in den 60er und 70er Jahren hat sich, bedingt durch soziale, wirtschaftliche und demografische Veränderungen in unserer Gesellschaft, die Partizipation, also die Beteiligung und Mitbestimmung privater Personen und Gruppen an kommunalen Planungsprozessen, schon mehrfach verändert. Gegenwärtig sind widersprüchliche Tendenzen zu beobachten: Einerseits wollen Bürgerinnen und Bürger mitwirken, wenn es um die Gestaltung ihrer Umwelt geht, und verlangen nach Beteiligungsmöglichkeiten, andererseits ziehen sich einige von ihnen schon wieder enttäuscht aus kommunalen Prozessen zurück, weil die „Versprechungen“ nicht eingehalten worden sind. Zudem steigt bei den Enttäuschten auch wieder die Bereitschaft, persönliche Interessen gegen die Interessen der Stadtgesellschaft durchzusetzen – sei es individuell oder durch die Bildung neuer politisch-strategischer Zusammenschlüsse.“ (Bayerische Architektenkammer 2005)

Auch in München kann neben einer zunehmenden Implementierung des Beteiligungsgedankens die Tendenz beobachtet werden, dass Bürger verstärkt ihre eigenen Interessen gegen unliebsame Projekte in der Stadt- und Freiraumplanung durchzusetzen wissen.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt dementsprechend auf der Untersuchung und Darstellung von gegenwärtigen Tendenzen in der Beteiligungskultur auf Ebene der kommunalen Freiraumplanung. Der räumliche Fokus wird dabei auf die Landeshauptstadt München gelegt.

Anhand von zwei aktuellen Bauvorhaben „Gärtnerplatz – Neugestaltung des inneren Rondells“ und „Isarplan – 3. Planungsabschnitt“ werden in einer Fallstudienanalyse die Wahrnehmungs- und Handlungsweisen zwischen Politikern, Planern und Bürgern in Hinblick auf ihr Beteiligungsverständnis exemplarisch nachvollzogen, eingehend analysiert und reflektiert.

Aus der Fallstudienanalyse kristallisieren sich besonders drei signifikante Merkmale heraus. Erstens kann festgestellt werden, dass es trotz vielfältiger Beteiligungsangebote und allseitiger Bemühungen, erhebliche Defizite in der Kommunikation zwischen den einzelnen Interessensgruppen gibt. Zweitens zeigt der Vergleich der beiden Fallbeispiele, dass der Zeitpunkt der Bürgeraktivitäten im Projektverlauf stark variiert und teilweise auch „quer“ zu dem von den Fachleuten vorgesehenen Planungsverlauf liegt. Drittens wird in den Fallbeispielen deutlich, dass zwischen den verschiedenen Interessensgruppen eine auffällige grundlegende Misstrauenskultur herrscht, die eine erfolgreiche Kooperation der Interessensgruppen erschwert.

Letztendlich wird ersichtlich, dass die Zusammenarbeit zwischen Politikern, Planern und Bürgern – auch nach vielen Jahren praktischer Erfahrung – auf der Ebene der kommunalen Freiraumplanung noch immer äußerst ambivalent ist. In Anbetracht des soziokulturellen Wandels kommt es jeoch einerseits zunehmend zu Interessenskonflikten zwischen Politikern, Planern und Bürgern, während  andererseits eine Kooperationsbereitschaft an Gewicht gewinnt. Daher ist es in der Freiraumplanung erforderlich, dass die Qualität der Beteiligungsinstrumente auch in Zukunft immer wieder thematisiert, geprüft und weiterentwickelt wird.  

Im ausdrücklichen Einverständnis mit Dipl.-Ing. Susann Ahn kann die Diplomarbeit hier heruntergeladen werden:

Diplomarbeit "Freiraum München" (PDF, 2MB)

Betreeung

Prof. Regine Keller, Prof. Dr. Sören Schöbel, Beratend tätig: Dr. Klaus Wagner