Tod und Leben kleiner bayerischer Städte

Ein Plädoyer für mehr Lebensraum, Geborgenheit und Vielfalt

Master's Thesis M.A. Landschaftsarchitektur, Helen Heinz

Thema

Im Zuge verschiedener Förderprogramme wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche kleine und große bayerische Altstädte saniert. Zentrale Themen waren dabei häufig Verkehrsberuhigung, Denkmalschutz, Barrierefreiheit und ein hochwertiges, „modernes“ Erscheinungsbild mit dem Ziel, der Stadt eine positive Außenwirkung zu verschaffen. Verbunden mit den umfangreichen Sanierungen und Neugestaltungen ist jedoch häufig ein mehr oder weniger starker Verlust dessen, was viele Menschen an Altstädten als besonders charmant, sympathisch oder idyllisch empfinden und schätzen: Die Vielfalt, das Ungeplante, der blühende Rosenstrauch an der Hauswand, die kleine Vortreppe zum Sitzen oder die efeuberankte Mauer. Das Flickenwerk vergangener Zeitschichten, das mancherorts Jahrzehnte und Jahrhunderte Zeit hatte zu wachsen, verschwindet im Austausch für eine einheitliche, vermeintlich makellose Gestaltung. Zusammenfassend muss somit festgehalten werden, dass die in den letzten Jahrzehnten und auch heute immer noch durchgeführten Innenstadtsanierungen den Zielen einer Aufwertung und Attraktivitätssteigerung des Stadtraumes häufig nur in Teilen gerecht werden. Die entstehenden Räume wirken oft steril und glatt poliert, sie ähneln sich gegenseitig. Die Identität der Orte geht verloren, es fehlt an Lebendigkeit und Vielfalt auf verschiedenen Ebenen – sozial, kulturell, ästhetisch und ökologisch. In dieser Masterthesis soll untersucht werden ob die Qualität von Altstadträumen, die von Menschen als besonders schön und gut empfunden werden, durch bestimmte wiederkehrende Faktoren und Elemente bedingt wird. Qualität ist in diesem Kontext als Einklang ästhetischer, ökologischer und sozialer Qualitäten zu verstehen. Ein besseres Wissen um die einzelnen Elemente und Faktoren kann helfen, bei zukünftigen Sanierungsmaßnahmen eine höhere Qualität in diesen Hinsichten zu erreichen. Die Arbeit begibt sich auf die Suche nach den Elementen und Faktoren, die historisch gewachsene Stadtkerne in ihrer Qualität ausmachen. Dazu werden im Theorieteil zunächst anhand verschiedener Quellen die Voraussetzungen für lebenswerte und funktionerende Innenstädte beleuchtet, auf ästhetischer, sozialer und ökologischer Ebene. Darauf folgt eine Analyse in zwei Teilen: In Teil eins werden beispielhaft typische flickwerkartig gewachsene stadträumliche Situationen auf die zuvor im Theorieteil erarbeiteten Kriterien untersucht. Zusätzlich werden wiederkehrende räumliche Elemente herausgearbeitet und noch detaillierter betrachtet. Im zweiten Teil folgt zum Vergleich die Analyse typischer stadträumlicher Situationen, die in den letzten 15 Jahren eine Sanierung erfahren haben. Die Ergebnisse werden anschließend zusammengefasst, darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen für zukünftige Innenstadtsanierungen erarbeitet. Im Anschluss werden diese anhand eines kleinen Entwurfs am Ländtor in Landshut beispielhaft angewendet.
Der Fokus der Arbeit liegt auf kleinen bis mittelgroßen bayerischen Städten, um eine gewisse Vergleichbarkeit sicherzustellen. Das Ziel ist eine detaillierte und differenzierte Betrachtung der entscheidenden Faktoren, charakteristischen Elemente sowie der relevanten Veränderungen und Prozesse der letzten Jahrzehnte.

Betreuung

Prof. Regine Keller

Ein Ansicht-Exemplar der Masterarbeit ist nach Absprache am Lehrstuhl sowie in der Teilbibliothek Weihenstephan einsehbar.