Zwei Plätze
Projekt Landschaftsarchitektur LA I, Wintersemester 2009/10
Thema
Plätze sind heute oft die letzten wirklich öffentlichen Orte einer Stadt, die somit nicht den kommerziellen Zielen der privatisierten Passagen, Shopping Malls und Gastronomieflächen unterliegen. Hier treffen Menschen aller Bevölkerungsschichten und verschiedenen Alters, Anwohner und Fremde zusammen. In besonderem Maße gilt dies für Bahnhofsplätze, die meistens die Funktion der Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel übernehmen, oft auch ein Versorgungszentrum für die täglichen Bedürfnisse der Anwohner darstellen und gleichermaßen ein Ort des kurzen Aufenthalts oder auch nur des Durchquerens sind.
Im 19. Jahrhundert war der Bahnhofsplatz der Ort, an dem Reisende in einer Stadt ankamen, als ‚Visitenkarte‘ der Stadt fand er die dem entsprechende Beachtung. Im 20. Jahrhundert verlor er diese Bedeutung aber zunehmend durch das Aufkommen des motorisierten Individualverkehrs. Bahnhofsplätze galten eher als negativ behaftete Orte, die eher der verkehrlichen Funktion geschuldet waren, aber keine Rolle als öffentlicher Freiraum spielten.
Vor allem in Großstädten übernehmen heute die öffentlichen Verkehrsmittel in zunehmendem Maße die Bewältigung der gestiegenen Mobilität der Menschen. Bahnhöfe spielen hierbei eine zentrale Rolle, da hier die Verknüpfung zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln stattfindet und der Komfort der Verkehrsmittel entscheiden beeinflusst wird. Durch diesen Bedeutungswandel verursacht und im Sinne der neuen Anforderungen werden Bahnhofsplätze heute vielerorts neu angelegt oder umgestaltet.
Aufgabe
In München sollen beim Bahnhof in Pasing sowie der U-Bahnstation in Fröttmaning neue Plätze erstellt werden. Die Orte wie auch das Programm der Plätze unterscheiden sich deutlich und verlangen eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung.
Im Stadtteil Pasing schafft die Verlagerung des kompletten Durchgangsverkehrs städtebauliche neue Bezüge und Möglichkeiten für das Areal um den Bahnhof, die durch gerade entstehende neue Bebauung sowie großzügige öffentliche Räume schon vorgezeichnet sind. Der Bahnhofplatz stellt das zentrale Bindeglied zwischen Bahnhof, bestehender sowie neuer Bebauung und den angrenzenden öffentlichen Räumen und Verkehrsräumen dar. Die neue Platzgestaltung soll diese Anforderungen berücksichtigen.
Der U-Bahnhof in Fröttmaning stellt in erster Linie den Umsteigepunkt an der P+R-Anlage für die aus Norden kommenden Pendler sowie die Station für die Besucher der Allianz Arena dar, erschließt aber gleichermaßen ein gerade im Bau befindliches Wohnquartier, das südwestlich angrenzt. Ein neuer Platz soll das Wohngebiet mit dem Nahverkehr, aber auch dem direkt anschließenden Landschaftsschutzgebiet der Fröttmaninger Heide vermitteln.
Das Entwurfsprojekt setzt sich mit der Frage auseinander, inwieweit die neuen Plätze auf die jeweiligen Orte eingehen, wie unterschiedlich sich das Programm und die Anforderungen gestalten werden. Es wird zu diskutieren sein, ob bzw. in welchem Maße die neuen Plätze mit einem starken Bild im Kontrast zur Umgebung oder aber städtebaulich integriert werden sollen.
Die Arbeit an den unterschiedlichen Orten in Pasing und Fröttmaning zeigt die Herangehensweise an eine komplexe Aufgabenstellung, die nach einem Gestaltungskonzept verlangt, das über eine zeitgemäße Möblierung oder plakative Platzgestaltung hinaus gehen sollte.
Betreuung
Prof. Regine Keller, Dipl.-Ing. Mattias Roser, Dipl.-Ing. Felix Metzler