altLAND neuLAND Franken

Entwurf

In der Entwurfsphase wird eine regionale Landschaft oder ein ‚regionales’ Thema für die Landschaft gewählt. Basierend auf einer räumlichen Struktur und Gestalt werden übergreifende Entwürfe entwickelt.

Bachelor

altLAND neuLAND

Auch jenseits der Europäischen Stadt ist ein neuer Gesellschaftsvertrag zur Struktur, Funktion und Gestalt des Raumes, und darin eine neue Verständigung über Landschaft als strukturierendes Element überfällig.

Ein großer Teil der Bevölkerung lebt in suburbanen Räumen, der Zwischenstadt (SIEVERTS 1997). In wachsenden Regionen wie München und Berlin entfällt die Hälfte der Zuwächse der Bevölkerung auf die großstadtnahen Peripherien. Für eine Qualifizierung suburbaner Räume braucht es Kristallisationskerne, die sich als identitätsstiftende, bedeutsame Orte aufladen und zu verdichteten oder auch betont offenen Mitten qualifizieren lassen. Wo städtische Kerne und „primäre Elemente“ (ROSSI 1973) fehlen, können solche Strukturgeber reliktische Elemente der Natur- oder der Kulturlandschaft sein, wie Gewässer, Gärten, Parks, Dorfkerne, Wege oder Flurstrukturen. 

Ein weiterer großer Teil der Bevölkerung lebt in sogenannten ländlichen Räumen, entwickelt aber dort heute ebenfalls moderne Lebensstile und Bedürfnisse – nicht als Unfall oder Abfall der Verstädterung, sondern als konsequente Folge eines allgemeinen Urbanisierungsprozesses (LEFÈBVRE 1972), aber auch als „Überlebensprinzip“ für das Land selbst, da wegen des demografischen Wandels der Fortbestand von Besiedelung strukturschwächerer Regionen an die beiden Faktoren Arbeit und Landschaftsqualität gebunden ist, um so für Zuwanderer und Zuwanderinnen der Wissensgesellschaft und der globalen Migrationen attraktiv zu sein. Die alltagsräumlichen Qualitäten in Klein- und Mittelstädten sind aber noch viel stärker mit Landschaft verbunden als in den großen Städten.

EINFÜHRUNG.
Die Internationale Bauausstellung Berlin 1987 stand unter dem Zeichen der Kritischen Rekonstruktion (IBA-Neubau) und der Behutsamen Erneuerung (IBA-Altbau). Während der IBA-Neubau wurden Neubauprojekte umgesetzt, die sich an historischen Strukturen des Stadtgrundrisses orientierten. Bei der IBA-Altbau setzte man bei der Stadterneuerung auf die Instandsetzung und Modernisierung vorhandener Gebäude und somit auch auf Erhaltung, Stabilisierung und Weiterentwicklung der vorhandenen sozialen und funktionalen Strukturen. 

Im Bachelor-Projekt altLAND neuLAND soll diese Idee auf die Landschaft übertragen werden. Das Maindreieck, das Umland Würzburgs, ist von großflächiger Landwirtschaft geprägt. Die Nutzung des Grundwassers für die Bewässerung stößt auch wegen des Klimawandels an die natürliche Grenze, was zu Konflikten mit der kommunalen Trinkwasserversorgung führt. Entsprechend der Maßgaben der IBA-Neubau sollen neue landschaftliche Strukturen entworfen werden, welche die Landschaft ökologisch, aber vor allem auch im Sinne einer ganzheitlichen Sichtweise aus sozialer und ästhetischer Sicht nachhaltiger gestalten. 

Der Frankenwald hingegen sieht sich mit sozialen Fragen der Abwanderung und Entleerung konfrontiert - welche in einer Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung gipfeln. Gemäß den Prinzipien der IBA-Altbau muss die vorhandene kleinteilige Struktur und Bewirtschaftungspraxis in eine wirtschaftlich sinnvolle Form überführt werden, ohne die vorhandene ‚Vielfalt, Eigenart und Schönheit‘ der Landschaft zu zerstören.

FRAGESTELLUNG.
altLAND - Frankenwald
Wie kann einerseits der peripher ländliche Frankenwald vor dem Hintergrund von Entleerung und Veränderungen der Landwirtschaft behutsam entwickelt werden, gleichzeitig aber seine landschaftlichen Eigenarten und ländlichen Siedlungsstrukturen bewahren?

neuLAND - Fränkische Gäuplatten
Wie sollte andererseits der an Würzburg angrenzende suburbane Landschaftsraum mittels einer von den Prinzipien der Kritischen Rekonstruktion geleiteten Entwurfshaltung seiner identitätsstiftenden Rolle gerecht werden, ohne sich dem Paradigma der Funktionstrennung in der Landschaft zu beugen?