Bachelor-Thesis

Lucie Schindler

2022
solIDarLANDSCHAFT. Solidarisch differenzierte Integration von Photovoltaik-Freiflächenanlagen als neues Element der markLANDSCHAFT

Unter politischem und sozialem Druck wird die Infrastruktur Erneuerbarer Energien immer wei­ter entwickelt und ausgebaut. Besonders die Energie­produktion mithilfe solarer Energie erfährt einen großen Aufschwung. Auf Flächen, wo die Natur schon zu verloren scheint, darf gewirtschaftet, ein Solarpark errichtet werden und der Mensch sich erholen. Monofunktionale und getrennte Flächennutzungen werden in Zukunft aber den Bedarf an Wirtschaftlichkeit und Lebensraum nicht mehr tragen können, denn die nutzbaren Flächen werden knapp, in Deutschland, als auch global. Die strikte Flächentrennung von Erholung, Ökonomie und Naturschutz vermittelt der Bevölkerung das Bild einer un­angetasteten ‚Urnatur‘, die es zu bewahren gilt. Das hat zur Folge, dass jegliche Transformation der Landschaft auf Widerstand stößt. Um das Ziel des Koalitionsvertrags der deut­schen Regierung bezüglich des Ausbaus der Solarenergie zu erreichen, muss der Bestand um den Faktor vier er­höht werden. Aus der Problemstellung geht hervor, dass eine Transformation der Landschaft notwendig ist, um den Zielen der Energiefrage gerecht zu werden.

Der Entwurf solIDarLANDSCHAFT führt mit den Tools zu ei­ner Vielzahl an positiven Synergieeffekten. Der Moorschutz kann durch eine Kooperation zwischen der Moorrenaturie­rung und Photovoltaik-Freiflächenanlagen erfolgen. Statt dem ökonomischen Nutzen des Niedermoors als Ackerland oder Grünland, ist die Produktion von solarer Energie ein nachhaltiger Wirtschaftszweig, zusätzlich zu der standort­gerechten landwirtschaftlichen Tätigkeit der Paludikultur und der Etablierung von Erlenniederwäldern. Die wie­derkehrende Wertschätzung des Moors in der Region des Havellands in Verbindung einer zukunftsfähigen Struktur kann die regionale Identität der Bewohner*innen stärken. Die Winderosion auf Äckern kann mittels des Wind-PV reduziert werden. Die Ernteerträge der Landwirt*innen sind langfristig geschützt, da sie vor den extremen Wit­terungseinflüssen des Klimawandels abgeschirmt werden.

Melissa Pearson

2022 
Gradienten der markLANDSCHAFTEN. Übergänge einer Region als Vermittler zur Raumentwicklung 

Seit Anfang-Mitte des 20. Jahrhunderts hat vor allem durch die Industrialisierung ein sozialer und demografischer Wandel stattgefunden. Städte gewinnen immer mehr an Wichtigkeit und erleben Zuwanderung und Wachstum. Ländliche Gebiete sind von Abwanderung oder Landflucht geprägt, wodurch eine land­schaftliche Transformation des Raumes bedingt wird. Allgemein betrachtet gewinnt durch das Wachsen und Schrumpfen von Städten und ländlichen Ortschaften der Zwi­schenraum beider Räume an Relevanz. Das Problem besteht allerdings, dass vor allem bei ländlichen Entwicklungen zwischen Land und Stadt solche Zwischenräume oder Übergangsgebiete meistens übersehen werden (Flamm & Becker, 2015). Deren Identität steht momentan in dem Hintergrund. Es stellt sich folglich die Frage: Kann durch ein regionales Land­schaftsentwicklungskonzept die Identität der Übergangsgebiete gestärkt werden und eine zwischenräumliche Vermittlung ge­schaffen werden?

Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, sich mit Elementen der sozialräumlichen Strukturen der markLANDSCHAFTEN aus­einanderzusetzen, insbesondere mit jenen der drei identifizierten Raumeinheiten und deren zwei Übergangsgebiete. Zur Angehensweise der Arbeit wird Martina Löws sozial­räumliche Theorie und Lösungsansatz der Eigenlogik untersucht.

Vivien Röttgerkamp

2022 
Produktive Tellerlandschaft. Transformation und Stärkung der Agrarlandschaft der Marklandschaften durch Differenzierung anhand der Beispielräume Ostprignitz-Ruppin und des Havellands in Korrelation zu der globalen Ernährungskrise

Mit einer konstant wachsenden Weltbevölkerung und dem damit einhergehenden steigenden Bedarf an Nahrungsmit­teln, stellt sich immer dringender die Frage, wie die zur Verfügung stehenden Flächen am besten genutzt werden sollten, damit auch zukünftig die weltweite Ernährungs­sicherheit gewährleistet werden kann. Fläche und Boden sind jedoch endliche Ressourcen und nicht unbegrenzt nutzbar. Es bedarf Handlungskon­zepte auf lokaler und regionaler Ebene, um - aufaddiert - eine Lösungsstrategie für die so vielschichtige und be­deutsame Thematik der weltweiten Ernährungssicherheit darzustellen. Wie Schlüsselansätze für die globale Ernäh­rungs- und Landnutzungsproblematik auf regionaler und lokaler Ebene aussehen könnten, soll Gegenstand dieser Arbeit sein. Als Prämisse gilt dabei folgende These: Nur mittels einer tiefgreifenden Umstrukturierung der Agrar­produktion durch eine um 50% reduzierte Viehwirtschaft und unter dem Aspekt der Multifunktionalität und Diver­sifizierung auf regionaler Ebene kann die globale Ernäh­rungssicherheit nachhaltig gewährleistet werden, sowie ist es möglich gleichzeitig ökologische Probleme maßgeb­lich zu mildern und den ländlichen Raum lokal zu stär­ken. Diese These wird im Gebiet der Marklandschaften im Dreiländereck Brandenburg/Sachsen-Anhalt/Niedersach­sen als eine Art „Vorreiterrolle“ untersucht, da hier eine hochagrarindustrielle Landwirtschaft und die flächenkost­spielige Viehwirtschaft durch die hohe Futtermittelpro­duktion prävalent ist.

Als Leitidee für diese Arbeit fungiert die in der 2021 ver­öffentlichten Greenpeace e.V. Studie ‚Landwirtschaft auf dem Weg zum Klimaziel‘ postulierte Prognose, dass bis 2045 die Tierbestände um die Hälfte reduziert wer­den müssen, um die Klimaziele in der Landwirtschaft in Deutschland zu erreichen. Als Methoden innerhalb des Konzepts kommen das Prin­zip der Differenzierten Landnutzung nach Wolfgang Ha­ber und der nach WBGU zukunftsfähige Lösungsansatz der Multifunktionalität innerhalb der Landnutzung zum Tragen. Als unterstützende Instanz zur methodischen Arbeit in Konzept und Entwurf wurde das Referenzprojekt ‚Kanna­wurf 1.500 Hektar Zukunft - Klima-Kultur-Landwirtschaft: Erprobung einer klimagerechten, kooperativen Land(wirt) schaft‘ herangezogen, interpretiert und hilfreiche Grund­lagen in die eigene Arbeit hinsichtlich Thematik, Räume und Maßstäbe übersetzt.

 

Marie Oeffling

2020
Auf schmalen Wegen. Die Wiederbelebung der Pädchen in Moselorten nach dem Vorbild der Ruelles in Montreal hin zu kosmopolitischen Orten der Neugierde, Kommunikation und Gemeinschaft

Diese Arbeit beschäftigt sich mit zwei schmalen Wegetypen – einerseits mit den Ruelles Montreals als lebendige, offene und kosmopolitische Orte und andererseits mit den Pädchen in Moselorten, die trotz vieler Ähnlichkeiten zu den Ruelles heute in Vergessenheit geraten und kaum genutzt werden. 
Dabei wurden über eine Clusteranalyse anhand von Interviews acht Aktivitäten und Strukturelemente identifiziert, die zur Offenheit der Ruelles beitragen. Die meisten der ermittelten Aktivitäten und Strukturelemente fördern die Offenheit der Ruelles, indem sie auf verschiedene Weise Kommunikation und Interaktion ermöglichen beziehungsweise provozieren.
Als Ergebnis liegt für jeden Pädchen-Typen ein Konzept zur Umgestaltung hin zu einem offenen, kosmopolitischen Raum vor, das auf den Qualitäten der Ruelles aufbaut, aber eng auf den jeweiligen Raum zugeschnitten ist. Anhand dieser fünf Konzepte sollen sich die Pädchen – wenngleich sie nicht in der bunten Kultur-Metropole Montreal liegen, sondern im ruhigeren Moseltal – zu Orten der Neugierde, der Kommunikation und der Gemeinschaft entwickeln.

Christine Wegscheider

2018
Strasse betreten erlaubt!. Bewegungsraum Frankenwald

Im Rahmen einer Internationalen Bauausstellung (IBA) soll ein Entwurfskonzept entwickelt werden, das den ländlichen Raum überdenkt und die Landschaft in den Vordergrund stellt. Es zeigt sich, dass insbesondere durch Zentralisierungsprozesse, also der starken Konzentration auf bestimmte Ballungszentren, andere Regionen “abgehängt werden” und dadurch vor die  Herausforderung einer räumlichen oder sozialen Fragmentierung und Homogenisierung, beispielsweise der einseitigen Milieubildung, gestellt werden. Die Arbeit bezieht sich insbesondere auf den Begriff der Ausdifferenzierung des Soziologen Henri Lefèbvre, der danach Räume der sozialen Interaktion definiert. 

Julia Treichel

2018
Landschaft in Bezug. Was Raum zusammenhält

Im Zuge der Globalisierung kam es zu einer Annäherung ehemals isolierter Räume. Alles ist verknüpft und steht in ständigem Austausch und in Beziehung. So viele Vorteile diese Entwicklung auf der einen Seite bringt, resultiert daraus gleichzeitig eine Orientierungslosigkeit und eine erschwerte Integration in die diversen Auswahlmöglichkeiten und Räume. Das Individuum löst sich aus bestehenden traditionellen sozialen Zusammenhängen heraus, womit ein Verlust an Verantwortung für die Umwelt einhergeht. Gerade in ländlichen Regionen, in denen die Bevölkerung abwandert um dem Bedürfnis nach gesteigerten Lebensstilen nachzukommen, entsteht dadurch ein bedrohliches Defizit an sozialer Interaktion sowohl von Mensch zu Mensch als auch von Mensch zu Umwelt. Die sinnhafte Beziehung der Elemente zueinander ist gestört. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der möglichen Entwicklung des Frankenwaldes als Prototyp  einer Region, die heute aus der überregionalen Wahrnehmung herausgefallen ist und an Bedeutung verloren hat. Um als gleichwertiger Partner in einem großen Kontext bestehen zu können, muss sie im Inneren wieder eine Relationenbildung ermöglichen, die einen Zusammenhalt über dynamische, zyklische Prozesse hinweg garantiert. Aus Beobachtungen zum öffentlichen Raum in der Stadt und der Bedürfnistheorie nach Maslow wurden die drei elementaren Raumparameter Orientierung, Zugänglichkeit und Möglichkeit abgeleitet, mithilfe derer, permanente Strukturen zur sozialen Interaktion im Raum gestärkt, sowie dynamische Prozesse zur Mitgestaltung über die Zeit angeregt werden sollen. Die Konzeption versucht dadurch das Projektgebiet als charakteristisches Element im Gesamtsystem einer gesteigerten Bedeutung zuzuführen. In der Kohärenz von starkem Raum und starken Akteuren soll ein sinnhafter Wandel unterstützt werden und so dem Frankenwald – als Vorbild für andere, aus sinnhafter Beziehung gefallene Regionen – eine mögliche Zukunftsperspektive zu bieten. Als Instrument wird eine Internationalen Bauausstellung herangezogen, da durch diese einerseits richtungsweisende Grundregeln vorgedacht werden können, gleichzeitig aber die Offenheit für Innovation und Unerwartetes im Ausstellungsprozess gegeben bleibt.

Vera Wesinger

2018
IBA CharakterLAND. was bleibt. was wird.

Permanence of historic structures and their advantages in the context of regional development are the main topic of this paper. Through planning an IBA (International Building Exhibition) in the rural and remote region of the Frankenwald problems of remote regions in Germany in general and problems of our globalized and individualized society are shown. As an IBA challenges current habits and perceptions it tries to give answers to the important questions of our time: How can we live on an ever smaller earth – regarding the relation between population size and resources of one ‘green planet’? How can we transform landscapes from frozen-in-time villages like the Frankenwald into sustainable landscapes, that are resilient to the changes of today and the future, climate-wise as well as demographically and economically? All the while not losing their characteristics in the rapid unifying process of globalisation. This paper presents means to tackle these problems through the historically grown permanent structures of a landscape. Thus enabling the people living in their landscape to experience it in a new way, to again relate to it, to re-understand its ways. Permanent structures are not seen as an obstacle to change, but as an opportunity to harness century-old knowledge of a sustainable and low-energy land use. This is achieved through the combination of these withstanding, multi-usable structures with innovative technologies and knowledge from all over the world. How this could look like is shown in a regional design in the scales of 1:25.000 and 1:2.500.

Gero Engeser, Kami Hattler

2017
gemeinsame Analyse
CANALYSIS

Kami Hattler

2017
FLUX. Revitalisierung der Küste Nantongs als Semipermeable Landschaft

Die Küste von Nantong in der Region Jiangsu ist durch eine lange Geschichte der Landgewinnung charakterisiert. Durch stetige Sedimentation wuchs das Land über die Jahrtausende und erst seit dem 11. Jahrhundert entwickelte sich die Küste in der heutigen Form (S. 7). Der Einfluss der Gezeiten und der Sedimente unterwarf die Küste und ihre Nutzungsgeschichte ständigen Fluktuationen. Als es dann notwendig wurde, die Landnutzung zu intensivieren (S. 10), rahmten die Menschen das Land mit einer Mauer um sich und die Produktion zu schützen. So wurde die Küste zur Kante.

Diese Entwicklung und Probleme, welche mit der Urbanisierung einhergehen, zerstören die Küste als Landschaftsraum S. 12). Die Küstenkante kann durch ihre fehlende Flexibilität nicht mehr auf zukünftige Veränderungen reagieren. Um die Küste als flexibles und dynamisches System zu revitalisieren, wird sie mit dem Konzept einer semipermeablen Membran wieder zu einem Interaktionsraum, in welchem sich Land und Meer bedingen (S. 15). Aus diesem Konzeptgedanken gehen drei Membranen hervor, die unterschiedlich mit den Zielen „ökonomischer Wert“, „Sozialraum“ und „ökologische Inwertsetzung“ umgehen (S.18f.). Auf lokaler Ebene beeinflussen sich Land, Membran und Meer positiv durch Stoff- und Wasserkreisläufe, auf regionaler Ebene stehen die Membranen durch Austausch von Sedimenten, Waren und Werten in Verbindung.

So wird durch den Entwurf FLUX eine revitalisierte Küste geschaffen, welche ihre ursprüngliche Dynamik zurückerhält und damit auf zukünftige Herausforderungen reagieren kann.

Gero Engeser

2017
A casual way. Ausweg aus dem Homogenisierungsprinzip im ländlichen Raum nördlich von Nantong 

In der vorliegenden Bachelorarbeit wird für ein Kulturland­schaftstyp nördlich von Nantong, Jiangsu eine umfassende Ho­mogenisierung des ländlichen Raums und des ländlichen Lebens festgestellt. Die Kulturlandschaft wandelt sich von der durch das Haushaltsverantwortlichkeitssystem hervorgebrachten kleinbäu­erlichen Struktur in eine industrielle Agrarlandschaft. Das klein­bäuerliche Leben auf dem Land wird durch homogene Lebens­stile in neuen Hochhaussiedlungen ersetzt. In dieser Arbeit wird infrage gestellt, ob diese Trends in der Lage sind, a) unterschied­liche Lebensstile, b) ein spezifisches und freies Landschaftserleb­nis, c) eine Landschaft mit sozialem Gebrauchswert und d) eine Produktvielfalt in der Nahrungsmittelproduktion zu gewährlei­sten, beziehungsweise zu erhalten. Die Arbeit sieht den einge­schlagenen und von Zwängen geprägten Weg zur Entwicklung des ländlichen Raumes sehr kritisch und versucht, diesem eine ungezwungenere Alternative entgegenzusetzen. Dafür wird vor­geschlagen, die Einführung moderner und großlächiger Land­wirtschaft künftig über die Bürger vor Ort und nicht mehr über (Regierungs-)Institutionen oder externe Unternehmen durch­zuführen. Da das starre Haushaltsverantwortlichkeitssystem ein Hindernis dafür darstellt, wird vorgeschlagen landwirtschaftliche Genossenschaften als Alternative dazu anzubieten. Für die Ein­führung der industriellen Landwirtschaft in die Kulturlandschaft und das Reduzieren von Kanal- und Siedlungsstrukturen werden Richtlinien auf Grundlage von ästhetischen Richtlinien propa­giert. Diese Richtlinien werden aufgrund von Blickbeziehungen in der Kulturlandschaft hergestellt, die im ersten Teil der Arbeit analysiert werden. Am Ende werden sechs fiktive Beispielcharak­tere vorgestellt, welche die Bandbreite der möglichen Lebensstile in der Kulturlandschaft repräsentieren.