Necto
„Necto“ ist eine leichte, rekonfigurierbare Membranstruktur, die in Zusammenarbeit zwischen SO–IL, dem Tailored Materiality Research (TU Delft), TheGreenEyl und dem Lehrstuhl für Tragwerksplanung an der TUM entwickelt wurde. Das Projekt wurde auf der 19. Internationalen Architekturausstellung in Venedig präsentiert und untersucht die Integration von Materialverhalten, strukturellem Gleichgewicht und digitaler Fertigung innerhalb eines nachhaltigen architektonischen Rahmens. Im historischen Gebäude der Corderie im Arsenale schwebend, passt sich die Struktur fließend ihrem Kontext an – hängend, abgestützt und verankert – und erzeugt drei räumliche Zustände, die direkt aus dem Kräftegleichgewicht hervorgehen.
Der Formfindungsprozess folgt einem mehrstufigen Modellierungsansatz. Ein anfängliches Modell mit niedriger Genauigkeit, basierend auf der Kraftdichtemethode (FDM), wurde verwendet, um eine erste antiklastische Geometrie im statischen Gleichgewicht zu erzeugen und eine schnelle Erkundung der Randbedingungen und der Gesamtform zu ermöglichen. Anschließend erfolgte eine hochpräzise Phase unter Verwendung der Finite-Elemente-Analyse (FEA), bei der das anisotrope Materialverhalten des gestrickten Textils – seine richtungsabhängige Steifigkeit und nichtlineare Verformung – explizit berücksichtigt wurde.
Die Oberfläche besteht aus 3D-gestrickten Textilien auf Basis von Flachs und Leinen, wobei die Faserorientierung und Maschendichte entlang der zwei Hauptspannungsrichtungen, die im Formfindungsprozess ermittelt wurden, optimiert sind. Dies ermöglicht eine effiziente Lastabtragung bei reduziertem Materialeinsatz. Die funktionale Abstufung ist direkt in den Fertigungsprozess integriert; eine automatisierte Codegenerierung gewährleistet die direkte Umsetzung vom digitalen Modell zum physischen Objekt. Eine gezielte Versteifung durch eine biologisch abbaubare Beschichtung ermöglicht es der Struktur zusätzlich, zwischen weichen und festen Zonen zu variieren, sich lokalen Kraftverhältnissen anzupassen und die räumliche Gliederung zu verstärken. In die Bio-Beschichtung der Struktur ist ein digitaler Materialpass eingebettet, der in synthetischer DNA gespeichert ist und sämtliche Fertigungs- und Materialdaten dokumentiert – für vollständige Rückverfolgbarkeit und zukünftige Wiederverwendung. Nach Ende der Ausstellung kann „Necto“ demontiert, verpackt und erneut eingesetzt werden – als Ausdruck einer vollständig zirkulären Designlogik.
Design
SO – IL: Florian Idenburg, Jing Liu, Marlena Fauer, Demetri Lampris
Tailored Materiality Research (TU Delft/coming to MIT): Mariana Popescu
TheGreenEyl: Richard The
Membrandesign und -engineering
Tailored Materiality Research (TU Delft/kommendes MIT): Mariana Popescu, Valentin Lorenzen da Silva, Niclas Brandt, Nikoletta Christidi
Experience Design
TheGreenEyl: Richard The (Creative Director), Ben Bojko (Software Lead), Noah Feehan (Hardware Lead), Saralee Sittigaroon (Architectural Designer), Arden Schager (Creative Technologist), Ardak Mukanova (Designer)
Tragwerksplanung
Professur für Structural Design (TUM): Anass Kariouh, Pierluigi D’Acunto
Membranherstellung und -montage
Tailored Materiality Research (TU Delft/coming to MIT): Mariana Popescu, Nikoletta Christidi
Steiger Participation S.A: Jean-Luc Lepieszko, Jean-Francois Cochez
Bio-Beschichtung, DNA-Datenintegration und Fehlerkorrektur
Shaping Matter Lab (TU Delft): Kunal Masania, Jasper Groen
Functional Materials Laboratory (ETH): Robert Grass, Francesca Granito
Professur für Machine Learning (TUM): Reinhard Heckel, Maria Abu Sini
Sound Design
Marian Mentrup
Möbeldesign
Tim Teven Studio
Eröffnungsperformance
Riley Watts