Die Ausstellung der Congrès Internationaux d'Architecture Moderne, 1928-1959

Die Planung und Veranstaltung von Ausstellungen spielte bei den Congrès Internationaux d'Architecture Moderne (CIAM) während ihres Bestehens von 1928-1959 eine zentrale Rolle. Doch im Gegensatz zu den elf Kongressen, den Publikationen und ausgewählten Protagonisten, fanden die Ausstellungen der CIAM in der Forschung bisher nur wenig Beachtung. Dies ist vor allem deswegen erstaunlich, da – wie die neuesten Ergebnisse des Dissertationsvorhabens zeigen –  die Ausstellungen für die Arbeit und Wirkung der CIAM von zentraler Bedeutung waren.
Anstatt die kanonische Geschichte der CIAM, die hauptsächlich auf den Kongressen, Publikationen und ausgewählten Protagonisten gründet, zu repetieren, zielt das Dissertationsvorhaben darauf ab, eine alternative theoretische und methodische Betrachtung der CIAM mit einer entsprechenden Historiographie einzuführen. Dadurch soll einerseits eine historiographische Lücke in der jüngeren Architekturgeschichte geschlossen, und andererseits eine Neubewertung der Arbeit der CIAM vorgenommen werden.

Das erste Untersuchungsfeld der Arbeit widmet sich der Idee der „multiplen Autorenschaft”. Anstatt den Einfluss der CIAM einigen wenigen Protagonisten zuzuschreiben – wie es bisher in der kanonischen CIAM Literatur häufig der Fall ist – zielt die Arbeit darauf ab, die „anderen Akteure“ der CIAM zu untersuchen. Wer waren die Schlüsselfiguren in den sogenannten Ausstellungskomitees? Wem kann die Autorenschaft und Kuratorenschaft der Ausstellungen zugeschrieben werden? Welche anderen Institutionen und Gruppierungen waren an der Planung und Durchführung der Ausstellungen beteiligt?

Das zweite Untersuchungsfeld widmet sich dem Ausstellungsmaterial als zentrales Arbeitsmedium der Kongresse. Da sich die Debatten der Kongresse zu einem großen Teil um das Ausstellungsmaterial spannten und an Besuche der Ausstellungen während der Sitzungen gekoppelt waren, ist eine eine Neubewertung des Formats der Kongresse erforderlich. Die Betrachtung des Ausstellungsmaterials als Fundament der Kongresse wird zu einem neuen Verständnis der Arbeitsmethoden der CIAM führen.

Drittens zielt die Arbeit darauf ab, die Ausstellungen der CIAM als Mittel zur Ausübung ihres Einflusses und zur Erreichung ihrer Ziele zu untersuchen. Vor diesem Hintergrund sollen die Ausstellungen der CIAM sowohl als Operationsmechanismen und -instrumente innerhalb und ausserhalb der CIAM untersucht und verstanden werden.

Die Arbeit verfolgt das Ziel, einen wichtigen Beitrag für eine vielschichtigere und komplexere Sichtweise auf die architektonische Moderne zu leisten. Zudem soll die Arbeit auch den Fokus auf die Bedeutung von Architekturausstellungen für die Architekturgeschichte leisten.



Clara Teresa Pollak M. A. (TUM) Technische Universität München
seit 2020
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Barry Bergdoll, Columbia University New York
Mentorin: Dr. Léa-Catherine Szacka, University of Manchester
gefördert durch ein Promotionsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (2020-heute)