17. Weihenstephaner Forum Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung 2024
Das 17. Weihenstephaner Forum für Landschaftsarchitektur und -planung stand unter dem Thema „LAND CRED landscape credibility“. Wer kann, darf und soll Kulturlandschaften heute gestalten, und wie verändern sie sich dadurch?
Zwei an der TUM-Professur für Landschaftsarchitektur regionaler Freiräume (LAREG) beheimatete Forschungsarbeiten – das laufende Promotionsprojekt von Michael Schmölz sowie die abgeschlossene Dissertation von Julian Schäfer – setzten den inhaltlichen Rahmen für das Symposium. Beide Landschaftsarchitekten widmen sich in ihrer Forschung der Frage, wie gegenwärtige Landschaften aus der Perspektive eines sozialen Raums in der Landschaft entwickelt und gestaltet werden müssen.
Die geladenen Vorträge waren ihren Forschungsansätzen in thematischen Blöcken zugeordnet:
- Michael Schmölz: Landschaft als menschliches Werk des Alltagslebens – The Human Landscape Condition
- Stephan Illi: Gemeinschaftseigentum – Wie BürgerInnen Mitverantwortung für Boden, Landschaft und vielseitige Biohöfe übernehmen können
- Peisaj Deschis Acum: Doar Prin Diversitate
- Michael Schmölz: The Right To The Landscape
- Julian Schäfer: Landschaft als menschliches Maß der Alltagsräume – The Human Landscape Scale
- Maria Gabriella Trovato: Landscape Architecture’s Role and Responsibility in a Contested World
- Fabio Manfredi: Landscape Proportions and Morphologies – Energy Transition and Landscape Design
- Julian Schäfer: Collage Landscpae – Scale and Texture oft he Landscape
Abschließend stellten Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der veranstaltenden Professur zwei aktuell laufende Drittmittel-Forschungsprojekte vor, in denen der von der Theorie gesetzte Rahmen in die Praxis umgesetzt werden soll – Katharina Dropmann, Paula Erber und Charlotte Lehner: Energy Landscape Credibility – Reflections on Running Research Projects (GrowFlowFLy & PartEEnschaften).
Soziale Qualitäten von gegenwärtiger Landschaft
Das Weihenstephaner Forum 2024 widmete sich den sozialen und ästhetischen Aspekten der Transformation von Kulturlandschaften. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Ziele und Methoden der Landschaftsgestaltung glaubwürdig kommuniziert werden können – nicht, um Bürger:innen nur „mitzunehmen“, sondern sie aktiv zu befähigen und zu inspirieren, ihre Umgebung selbst mitzugestalten.
Das Forum unterstrich die Bedeutung einer kreativen und generationenübergreifenden Partizipation in Planungs- und Transformationsprozessen, weit über formale Beteiligung hinaus. Die europäische Kulturlandschaft diente dabei als Leitbild – mit ihrem Reichtum an biologischer und sozialer Vielfalt, Eigenart und Schönheit. Es geht um mehr als Schutz – vielmehr um das Recht auf Landschaft, wie es die Europäische Landschaftskonvention fordert, der Deutschland noch nicht beigetreten ist.
Der hier folgende Textteil ist ein Auszug aus:
Sören Schöbel, Julian Schäfer, Michl Schmölz: LANDscape CREDibility. Kulturlandschaft als Werk und Maß des Alltagslebens (Download: Vollständigen Text als PDF)
Landschaft und Glaubwürdigkeit
Kulturlandschaften als Alltagswelt, sozialer Raum und kollektives Werk können nur mit den dort lebenden Menschen selbst kultiviert werden. Wer besitzt die nötige Glaubwürdigkeit, um heute Entscheidungen über Landschaften zu treffen? Und wer übt tatsächlich Einfluss aus? Unter dem Titel Landscape Credibility stellten wir diese Fragen und griffen dabei das Konzept der Street Credibility auf – der authentischen, praxisbasierten Kenntnis subkultureller Milieus. Unser Ziel war es, Menschen zu finden, die sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Erfahrung mitbringen und so glaubwürdige Stimmen in der Diskussion um Landschaftsentwicklung sind.
Recht auf Landschaft und Collage Landscape
Bereits im Oktober 2015 forderten wir im Rahmen des Weihenstephaner Forums einen „neuen Landschaftsvertrag“. Wir stellten dabei die vorherrschende, funktionalistische Planung infrage und plädierten für ein vielfältigeres Verständnis von Kulturlandschaft. Aufbauend auf diesem Ansatz untersuchten in den letzten Jahren mehrere Promotionsprojekte an unserer Professur, wie Menschen heute Landschaften sozial nutzen. Dabei geht es ihnen nicht um Grün- oder Erholungsanlagen, Freizeit- oder Grüne Infrastrukturen, sowie ästhetische Kulissen, sondern um Freiraum und Landschaft als Raum, in dem der Alltag von Bewohner*innen auf dem – zunehmend (sub)urbanen – Land stattfindet. Michl Schmölz befasst sich in Auseinandersetzung mit dem theoretischen Werk Henri Lefebvres und mittels teilnehmender Beobachtungen alltäglich sich vollziehender, teilweise auch „widerspenstiger Praktiken“ mit dem alltäglichen Gebrauchswert von Landschaft und fordert ein daraus abgeleitetes Recht auf Landschaft. Julian Schäfer untersucht in seiner Dissertation, wie Landschaft durch Figur-Grund-Pläne und Texturpläne als öffentlicher Raum lesbar wird – ein Ansatz, der auf die Städtebautheorie von Colin Rowe und Fred Koetter zurückgeht. [weiterlesen]
Jubiläumsehrungen
Der krönende Abschluss des Forums bildete die Jubiläumsehrung, die im Rahmen der Veranstaltung am Samstag, den 26. Oktober stattfand. In der Veranstaltung wurden die Geburtstage der ehemaligen Professor:innen Donata Valentien und Christoph Valentien, Peter Latz und Wolfang Haber gefeiert. Dazu wurden von den nachfolgenden Lehrstuhlinhaber:innen – Regine Keller, Udo Weilacher und Stephan Pauleit – ausgewählte Texte im Rahmen kurzer Lesungen vorgetragen. Diese Zeremonie verlieh dem Forum eine vertraute und zugleich feierliche Atmosphäre und bot im Anschluss die Gelegenheit zum kollegialen Austausch.
Die positive Resonanz und das rege Interesse der Teilnehmenden machen bereits jetzt Vorfreude auf das nächste Weihenstephaner Forum. Die Professur LAREG bedankt sich herzlich bei allen Helfer:innen, Besucher:innen und Redner:innen!















