Deep Adaptation in der Planung


Aller Voraussicht nach werden wir mit weiteren Krisen wie der Covid-19-Pandemie oder ähnlich schwerwiegenden Notlagen rechnen müssen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Biosphärenkrise. Sie werden dazu führen, dass sich das 21. Jahrhundert radikal vom 20. unterscheidet: Konventionen, Techniken und soziale Praktiken, mit denen wir vertraut sind, werden verschwinden. Unsere Aufgaben und Rollen als Architekt:innen und Stadtplaner:innen werden sich in diesem Prozess grundlegend ändern. Wir werden in zunehmend unbeständigen und verletzlichen Kontexten und Konstellationen leben.

Bislang jedoch leugnen viele Akteur:innen in Politik, aber auch Wissenschaft, die Anfälligkeit unserer urbanen Strukturen gegenüber diesen Risiken und Veränderungen, entschlossenes Handeln lässt auf sich warten.

Jem Bendell's Konzept der "Deep Adaptation", das seit der ersten Veröffentlichung 2018 breit und kontrovers diskutiert wird, schlägt einen radikal anderen Umgang damit vor: Er fordert uns auf, uns auf den Zusammenbruch bestimmter Systeme, die derzeit unser Leben bestimmen, vorzubereiten - und dies als Chance für einen positiven Wandel zu sehen.

Dieser Wandel und die daraus resultierenden Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind in erster Linie nicht technologischer, sondern vor allem sozialer, wirtschaftlicher und organisatorischer Natur. Darüber hinaus sind sie in hohem Maße voneinander abhängig und allumfassend; sie erfordern systemische Veränderungen, tiefgreifende Umgestaltungen und Anpassungen des Handelns. Es geht also nicht darum, isoliert technische Lösungen zu entwickeln, sondern vielmehr darum, die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten, reisen und interagieren, grundlegend zu überdenken.

Das Forschungsinteresse hier folgt dem Anspruch die räumlichen Dimensionen dieser "Deep Adaptation" auszuloten und Ansätze für eine Operationalisierung in den räumlichen Disziplinen Stadtplanung, Landschaftsplanung, Stadtgestaltung und Architektur zu identifizieren und zu entwickeln.

Ansprechperson: Daniel Zwangsleitner

Forschungsprojekte

  • Deep Adaptation in Urban Design
    Daniel Zwangsleitner, Elettra Carnelli, Benedikt Boucsein
    Förderung: Seed Fund, TUM, Architectural Research Incubator (ARI) (09/2020-08/2021)

Lehre

  • Kurswechsel. Deep Adaptation – Gebaute Umwelt,
    Seminar BA/MA Architektur, Wintersemester 2020/21
    Daniel Zwangsleitner, Elettra Carnelli

Publikationen

  • Zwangsleitner, D., Carnelli, E., Boucsein, B., van der Hoeven, F. (Hg.). SPOOL: Deep Adaptation – The Spatial Dimension. ISSN 2215-0897 print, 2215-0900 online. https://spool.ac/index.php/spool/issue/view/24

  • Zwangsleitner, D., Carnelli, E., Boucsein, B., & Fettahoglu-Özgen, E.-S. (2022). It’s too late for pessimism: How the Deep Adaptation Agenda is relevant for teaching in the spatial disciplines. SPOOL, 9(2), 57–64. https://doi.org/10.47982/spool.2022.2.04