Einfach Um-Bauen

Konzepte für das robuste Sanieren von Wohngebäuden - CO2-Reduktion ohne Steigerung der Warmmiete

Die Senkung des Energiebedarfs im Wohnungsbestand Deutschlands ist eine zentrale Aufgabe der nächsten Jahre. Dazu muss die Sanierungsquote rapide gesteigert werden. Hierfür benötigt es kostengünstige und materialsparende Lösungen. In einer umfassenden Untersuchung wird der Lebenszyklus typischer Bestandswohngebäude betrachtet. Dabei werden, anders als üblich, auch die am konkreten Standort vorhandenen Optionen der Energieversorgung, die graue Energie der Baumaßnahmen sowie der Aufwand für den Betrieb und - bisher noch kaum beachtet - die Bandbreite des zu erwartenden Nutzerverhaltens berücksichtigt. Der Energieverbrauch wird zu diesem Zweck über thermische Simulationen ermittelt. Dieser Methode liegt die These zugrunde, dass durch diese ganzheitliche Betrachtung, die das Nutzerverhalten und den Einsatz für Technik und Betriebsenergie mit betrachtet, Sanierungslösungen gefunden werden können, die in der Praxis wirksam den Energiebedarf senken. Die Forschenden erwarten dabei Sanierungslösungen, die weniger kosten, aber im Vergleich zu einer EH55 Sanierung, genauso viel CO2 einsparen. Dadurch wird die vorhandene Leistungskraft der Bauwirtschaft auf viele kleinere, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Maßnahmen verteilt und so größere Fortschritte bei der CO2-Einsparung ermöglicht. Gepaart mit den richtigen Anreizen aus der Politik und einem konsequenten Umbau der Energieversorgungsstruktur könnten die gesteckten Ziele damit erreichbarer werden. Die Ergebnisse werden als Leitfaden in leicht verständlicher Form für Interessierte zusammengefasst.

Hypothese

In den Forschungsprojekten Einfach Bauen 1-3 (2016 – 2022) wurde ein Konzept entwickelt, wie Gebäude einfach, robust und nutzerunabhängig mit moderatem Energieverbrauch funktionieren. Ziel des Forschungsprojektes Einfach Um-Bauen ist es, die Prinzipien des Einfachen Bauens unter Wahrung der architektonischen Qualität auf Sanierungs- bzw. Umbaumaßnahmen im Wohnungsbau anzuwenden. Minimalinvasive und kostengünstige Maßnahmen sollen ein niederschwelliges Angebot für Bauherren darstellen, schnell zu handeln.

Was ein Umbau ist, ist keineswegs von vornherein klar. Der Begriff Umbau beschreibt Vorgehensweisen von der Pinselsanierung bis zur Entkernung. Hierbei sind die Grenzen unscharf und die zugrundeliegende Begrifflichkeit erlaubt keine klaren Zuweisungen. Umbau hat somit neben vielfältigen wirtschaftlichen Fragestellungen auch ein definitorisches Problem. Es ist derzeit nur sehr eingeschränkt möglich, Umbauten mit einander zu vergleichen, um den Aufwand und Erfolg produktiv in eine überprüfbare Relation zu setzen. Unterschiedliche Eingriffstiefen in den jeweiligen Bestand erschweren eine vergleichende Kategorisierung.

Um mit dieser definitorischen Herausforderung die Forschungsziele zu erreichen, werden Repräsentanten gebildet die eine Hochrechnung auf den Bestand ermöglichen. Für das Ziel relevante Parameter der Repräsentanten werden zu einer digitalen Matrix verknüpft. An dieser Matrix wird folgende Hypothese untersucht: Mit wenigen energetischen Sanierungsmaßnahmen erzielt man mit reduzierten Investitionskosten im Wohnungsbau – unter Berücksichtigung von Rebound Effekten – über den Lebenszyklus betrachtet das gleiche Ergebnis wie bei einer Sanierung im EH 55-Standard.

Vorgängerprojekt

Das Forschungsvorhaben ist das Nachfolgeprojekt von drei Forschungsprojekten (Einfach Bauen 1-3), in denen grundsätzliche Erkenntnisse zur Vereinfachung des Bauwesens gewonnen wurden.

  • Einfach Bauen 1: Forschung zu den Prinzipien des einfachen Bauens
  • Einfach Bauen 2: Praktische Anwendung in drei Pilotbauten und Entwicklung eines Leitfadens
  • Einfach Bauen 3: Messen, Validieren, Rückkoppeln in drei Pilotbauten und Überarbeitung des Leitfadens