Ein Bier für Alle - Ein Quartier für Alle
freie Masterthesis (WS24)
Julia Makowka, Sophie Lin
Seit 2021 liegt das rund 8,6 Hektar große Gelände der ehemaligen Holsten-Brauerei brach – mitten in Hamburg-Altona. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Areal nahezu vollflächig bebaut, im Zuge einer geplanten Neubebauung wurden jedoch große Teile davon abgerissen. Gerade in Zeiten der Polykrise halten wir einen solchen Abriss weder für vertretbar noch für zukunftsfähig. Diese innerstädtische Brachfläche steht beispielhaft für die Stagnation und Abhängigkeit der Stadtentwicklung von spekulativen Interessen. Im Angesicht drängender Herausforderungen wie der Klimakrise und Wohnungsfrage ist ein Umdenken im Sinne der Bauwende dringend erforderlich – sowohl im Umgang mit Bestand als auch bei Neuplanungen.
Aus diesem Diskurs heraus haben wir zwei zentrale Fragestellungen formuliert: Wie kann die partizipative Neugestaltung des Holsten-Areals in Hamburg-Altona zur kollektiven Stadtentwicklung und nachhaltigen Bestandsaktivierung beitragen? Wie kann eine Entwurfsidee entwickelt werden, die unterschiedliche Perspektiven aufgreift und sich an eine dynamische ‘urbane Praxis’ anpasst?
Unsere Thesis orientiert sich an fünf methodischen Bausteinen: Kontext, Beobachtung, Aktivierung, Leitbild und Anwendung.
Beim Kontext haben wir uns mit dem historischen Hintergrund und die spezifischen Gegebenheiten des Ortes beschäftigt.
In der Beobachtung steht das unvoreingenommene Erkunden des Ortscharakters und das Anerkennen des Vorgefundenen im Vordergrund.
Für die Aktivierung haben wir mit einem Zukunftsworkshop, Online-Umfragen und Feedbackschleifen einen Rahmen für niederschwellige Beteiligung geschaffen.
Aufbauend auf diesen drei Bausteinen haben wir ein ganzheitliches Leitbild entwickelt, das die gewonnenen Erkenntnisse zusammenführt und die Wünsche aus der Beteiligung widerspiegelt.
In der Anwendung nimmt dieses Leitbild in Form eines städtebaulichen Entwurfs konkrete Gestalt an und soll vor Ort als fundierte Diskussionsgrundlage dienen. Zudem haben wir uns vertiefend mit der Umnutzung der ehemaligen Brauereigebäude, wie z.B. der denkmalgeschützten Schwankhalle als Stadtteilkneipe, beschäftigt.
In unserer Auseinandersetzung mit dem Holsten-Areal wird deutlich, dass die aktive Einforderung einer Neugestaltung im Sinne der Gemeinschaft von entscheidender Bedeutung ist. Partizipation darf dabei kein abgeschlossener Prozess sein; sie muss fortlaufend als integraler Bestandteil im Gestaltungsprozess verankert werden.
„Ein Bier für alle – ein Quartier für alle“ bleibt nicht nur ein Leitmotiv, sondern wird zur Aufforderung, sich an einer Stadtgestaltung zu beteiligen, die die Bedürfnisse und Wünsche der Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt. Transformationsprozesse sind eine Herausforderung und erfordern Diskurs, Gemeinschaftssinn und Offenheit. Zugleich bieten sie eine wertvolle Chance, gemeinsam Stadtentwicklung neu zu denken und gerechter zu gestalten.