Small unites big space

Regelthesis (WS21)
Verfasserin: Laura Widmann

Aktivierung der Theresienwiese
durch temporäre Wohn- und Lebensräume
Das Zukunftskonzept der Theresienwiese, unter dem Titel „BIG SPACE – small units“, untersucht die 43ha hinsichtlich ihrer Funktion als Wohn- und Lebenraum. Die unterschiedlichen und zukunftsorientierten Wohnmodelle minimieren die private  Wohnfläche und dadurch gleichzeitig den individuellen und materiellen Besitz. Um ein lebenswertes Wohnen auf der  Theresienwiese zu ermöglichen bedarf es aufgrund dessen verschiedenster Infrastrukturen und Einrichtungen. Gleichzeitig besteht aufgrund von Großveranstaltungen wie dem Oktoberfest und anderer flächeneinnehmender Nutzungen die Notwendigkeit der Flexibilität. Neben den Events verkörpert die „Wiesn“ außerdem für viele Menschen einen beliebten Sport-, Freizeit- und Erholungsraum – trotz der hierfür fehlenden Gestaltung und Infrastrukturen. Das städtebauliche Gesamtkonzept gliedert die Fläche durch eine zweite Hangkante in einen dauerhaften Erholungsraum im Westen und eine flexible Fläche. Die durch Wettbewerbe und
Design-Build-Projekte gestaltete Parkanlage bietet in einem optimierten Rahmen allen bereits heute stattfindenden Aktivitäten und der Erholung Platz. Die flexible (Fest-) Fläche wird im Osten durch eine dauerhafte Bebauung in Form „Flexhäusern“ definiert. Eine umlaufende Verbindung der Gebäude schafft eine Promenade, welche auch in Zukunft das Genießen der Abendsonne im Osten sicherstellt und gleichzeitig einen Blick auf die Geschehnisse garantiert. Um den flexiblen Bereich, unabhängig seiner Nutzung, ganzjährig zu aktivieren und attraktiver zu gestalten wird dort eine umfangreiche Infrastruktur hergestellt. Zur besseren Orientierung und Strukturierung der Theresienwiese wird die strenge Nord-Süd-Erschließung aufgebrochen und verläuft in Zukunft radial. Die Ost-West-Erschließung verkörpert den linearen Erschließungsraum und legt den Fokus auf den neuen Festplatz zu Füßen der Bavaria sowie auf die Polizeiinspektion, welche zur Quartiersagentur umfunktioniert wird. Diese Straßenräume werden wiederum hinsichtlich ihrer Frequentierung hierarchisiert. Durch die unterschiedliche Gestaltung der Straßenräume werden alle am Verkehr Beteiligten sowie die Nutzungen (wie beispielsweise das Windsurf-Longboarden) berücksichtigt. Eine Fahrradschnellverbindung
entlang der radialen und linearen Primär-Erschließungsräume stellt die gekennzeichnete Strecke für die vielen Radfahrer auf der Theresienwiese sicher. Um die Bepflanzung und Begrünung ebenfalls flexibel zu gestalten, wird ein Schienennetz verlegt. Dadurch schaffen ehemalige Förderwagons und eine Bimmelbahn Mobilität und gleichzeitig eine Begrünung der Theresienwiese in diesem Bereich.
Neben der Quartiersagentur exisitieren weitere vier Quartierszentren unterschiedlicher und flexibler Nutzungen. Der aus den Infrastrukturmodulen des Erdgeschosses und aus dem Aufständern des Obergeschosses sich resultierende Dorfplatz bietet viel Raum für Austausch und Kommunikation zwischen den Bewohnern und der Öffentlichkeit. Sieben weitere Satellitenzentren befinden sich auf den Gemeinschaftsbaufeldern und verkörpern anfangs lediglich eine minimale Infrastruktur. Diese wird daraufhin partizipativ von den Menschen erweitert, überdacht, aufgestockt und ebenfalls gemeinschaftlich genutzt. Zusammen mit den
an den Eingängen gelegenen Zentren stellen die Flexhäuser die Schnittstelle zwischen Stadt und Theresienwiese dar. Durch eine flexible Gestaltung des Innenraums lassen sich dort ebenfalls unterschiedlichste, gemeinschaftliche und partizipative Wohnformen ermöglichen.
Die flexible Fläche lässt alles zu – ausreichend Raum für jegliche Formen der Veranstaltungen und das temporäre Wohnen in Form von Tiny-Häusern. Ein temporärer Bebauungsplan stellt ein Regelwerk auf, welches die Stellplätze, „Stelllinien“, „Stellgrenzen“, die „freien Mitten“, sowie die Abstände, Breiten und Höhen der temporären Bebauung definiert.
Durch diese Eingriffe und Infrastrukturen wird der Möglichkeitsraum der Theresienwiese erweitert, schafft nachhaltigen Wohnraum, eine soziale Nachbarschaft, Raum für Kommunikation und Partizipation und verkörpert im Zentrum Münchens trotzdem weiterhin ein
Individuum.