Untersuchungen an Ostasiatischem Lack

Qi-Lack (auch Ostasiatischer Lack, urushi), der aus dem Lackbaum gewonnen wird, ist seit dem Steinzeitalter in Ostasien bekannt und findet heute noch Verwendung als dekorativer und schützender Anstrich von kleineren Gebrauchsgegenständen. Nach der aufwendigen Ernte und Verarbeitung handelt es sich beim Endprodukt um ein glänzendes, braunschwarzes, polymeres Material.

Bei den Terrakottafiguren aus der Grabanlage des Qin Shihuang wurde der Lack als Grundierung eingesetzt. Obwohl es sich um ein extrem dauerhaftes Material handelt, wiesen die Lackgrundierungen der Figuren wie auch viele lackierte Gegenstände der Han-Zeit aus der Gegend von Xi'an starke Schäden auf. In den 1990er Jahren erfolgten im Rahmen des deutsch-chinesischen Forschungsprojekts umfangreiche Untersuchungen zur Aufklärung der Struktur, Zusammensetzung, Stabilität des gealterten, wassergesättigten qi-Lacks, insbesondere Reaktionen auf klimatische Veränderungen. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Lack in zwei Schichten aufgetragen wurde. Möglicherweise enthielt er nicht mehr nachweisbare organische Beimischungen. Die Lackschichten weisen einen Mikroporenraum mit Porendurchmessern von nur einigen 100 nm auf, sind lichtundurchlässig und nach der langen Lagerung in feuchter Erde wassergesättigt. Sinkt die Luftfeuchte unter 92% verformen sie sich. Noch bevor größere Risse entstehen und der Lack sich ablöst, entstehen Mikrorisse und die innere Struktur bricht irreversibel zusammen.

Die Untersuchungen erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Zentrallabor des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Dr. Herbert Juling an der Amtlichen Materialprüfungsanstalt der Freien Hansestadt Bremen und der Arbeitsgruppe "Angewandte Optik", Institut für Physik, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg unter der Leitung von Dr. Gerd Gülker.
Die Forschungsergebnisse schufen die Basis für die Entwicklung von geeigneten Konservierungsmethoden.

 

Dr. Cristina Thieme (1991-1996)

Prof. Dr. Christoph Herm (1993-1996)

Dr. Catharina Blänsdorf (1998-2000)