WS 2022/23
High Fidelity.
Das Hochhaus
Modul: Hausbesuch (Master Level, 4 SWS / 6 Credits)
Bürohochhäuser und Verwaltungsbauten mit Metall-Glas-Fassade nach amerikanischem Muster sind bautypologisch aufs Engste mit der Zeit des Wirtschaftswunders verbunden. Sie entstanden in Zeiten geringer Energiekosten, als das Auto noch unhinterfragt das Verkehrsmittel der Wahl war, als es galt, städtebauliche Zeichen der eigenen ökonomischen Potenz zu setzen. Nicht nur diese Ideen, auch die Gebäude selbst sind in die Jahre gekommen. Aber ein bedeutender Anteil dieser Bauwerke steht heute unter Denkmalschutz. Und auch aus Gründen eines nachhaltigen und angemessenen Umgangs mit vorhandenen Ressourcen sollte die bevorzugte Perspektive nicht Abbruch und Ersatz, sondern Ertüchtigung, Erhalt und Weiternutzung lauten. Die Frage lautet, wie mit diesen Konstruktionen, wie mit den eingesetzten Baumaterialien sinnvoll und werterhaltend umgehen? Diese Frage beschäftigt uns im laufenden Forschungsvorhaben HochhausBestand, gefördert durch das BBSR, auf dem das Seminar aufbaut.
In den kommenden zwei Semestern wollen wir uns anhand unterschiedlicher Beispiele in der Großstadt München und in der Mittelstadt Bamberg analysierend und entwerferisch mit dieser Gebäudetypologie beschäftigen und den besonderen Herausforderungen und Chancen, die sie für Umbau und Erhaltung darstellt.
Im Zentrum steht für uns dabei der ehem. Verwaltungsbau der Überlandwerk Oberfranken AG in Bamberg von 1968. Das Bürohochhaus mit Leichtmetall-Vorhangfassade stellt eine sehr typische gestalterische Lösung für Verwaltungsbauten der 1960er Jahre dar. Die hochwertige Fassadengestaltung steht im Kontext amerikanischer Vorbilder ebenso wie prominenter bundesdeutsche Bauten der 1960er Jahre. Die Architekten des Hochhauses, Gregor Neundorfer und Peter Seemüller, brachten damit den International Style nach Bamberg. Bis heute kommt dem Hochhaus in dieser historischen Stadt eine Sonderrolle zu. Nicht unter Denkmalschutz, sind seine Fassade wie auch große Teile der Innenausstattung weitgehend original erhalten und in einem bemerkenswert guten Zustand. Ausgeführt wurde die Fassade als Spezialanfertigung von der renommierten Firma Josef Gartner aus Gundelfingen an der Donau.
Im Seminar im Winter 2021/22 vergleichen wir zunächst individuelle architektonische Lösungen unterschiedlicher Bürohochhäuser und Verwaltungsbauten und die konstruktiven Details ihrer Fassaden, ebenso wie verschiedene Erhaltungsstrategien. In Vorträgen und Literaturrecherchen analysieren und diskutieren wir dabei Gestaltung, Material und Konstruktion, aber auch die besonderen Herausforderungen für Weiter- und Umnutzung, Aufstockung, Erweiterung und Ertüchtigung. Objektbesichtigungen und Dokumentationen vor Ort und Gespräche mit Eigentümerinnen und Planern verweisen auf aktuelle Aufgaben und bereiten das Projektstudio im Sommer 2022 vor, in welchem es um die konkrete Bauwerkserhaltung, Ertüchtigung und Erneuerung des Bestands gehen soll.
Ort: Raum 2349 sowie ein Ortstermin Bamberg (ganztägig)
Termine: Donnerstags 10:00 – 13:00 Uhr
20. Oktober 2022 | Einführung. Erhaltung von Bürohochhäusern und Verwaltungsbauten |
03. November 2022 | Besichtigung Tucherpark |
10. November 2022 | Selbststudium |
17. November 2022 | Präsentation Aufgabe I / Metall-Glas-Fassaden |
24. November 2021 | Materialien und Schadstoffe |
08. Dezember 2021 | Ortstermin und Baudokumentation Bamberg |
15. Dezember 2022 | Nachbesprechung Ortstermin / Zwischenbesprechung Aufgabe 2 |
12. Januar 2023 | Präsentation Aufgabe 2 |
19. Januar 2023 | Selbststudium |
26. Januar 2022 | Endabgabe und Diskussion |
WS 2021/22
Castles on the Ground
Der Bungalow
Modul: Hausbesuch (Master Level 4 SWS / 6 ECTS)
Der Traum vom eigenen kleinen Heim, vorzugsweise im Grünen vor der Stadt, ist eng verbunden mit den Wohlstandsidealen der Nachkriegszeit. Wie andere Errungenschaften der Konsumgesellschaft auch, sind die industriell in Masse hergestellten Fertighäuser mit unseren heutigen Vorstellungen von langfristigem Erhalt und nachhaltiger Nutzung nur schwer vereinbar. Und wie bereits J. M. Richards 1946 in seiner Analyse Suburbias feststellte, entspricht der populäre Geschmack dieser Eigenheime nicht unbedingt den Vorstellungen, die progressive ArchitektInnen zeitgleich vom modernen Wohnhaus entwickelten. Diese fanden ihren Ausdruck in weltweit rezipierten, programmatischen case studies. Aber auch im Umland Münchens lassen sich beeindruckende Beispiele solch individueller Lösungen finden.
Gemeinsam ist den einfachen Architektenhäusern und den Fertighäusern der 1950er bis 1970er jedoch der vielfache Rückgriff auf eine Typologie, die sich global durchgesetzt hat: dem Bungalow. Gibt es tatsächliche so große Unterschiede und worin bestehen diese? Wo liegen erhaltenswerte Qualitäten und was hat sich bewährt?
Im Wintersemester wollen wir uns mit dieser Gebäudetypologie beschäftigen und den besonderen Herausforderungen und Chancen, die sie für Umbau und Erhaltung darstellt. Dabei vergleichen wir zunächst individuelle architektonische Leistungen und Fertighäuser „von der Stange“. In Vorträgen und Literaturrecherchen analysieren und diskutieren wir Gestaltung, Material und Konstruktion, aber auch das besondere Verständnis von modernem Wohnen und familiären Heim, dass in diesen Gebäuden zum Ausdruck kommt. Objektbesichtigungen und Dokumentationen vor Ort (abhängig von aktuellen COVID19 Auflagen) und Gespräche mit Eigentümerinnen, Denkmalpflegern und Planern verweisen auf aktuelle Aufgaben und bereiten ein Projektstudio im Sommer 2022 vor.
donnerstags, 10:00 - 13:00 Uhr
Präsenz-Termine: zwei-wöchentlich, Raum 2349
28.10.21 Einführung. Der Bungalow, eine globale Typologie und das ideale Heim
04.11.21 Werkstattgespräch DBM „Das Experiment Fertighaus“ online 13:00 - 17:00 Uhr!!
11.11.21 Case Study Houses
25.11.21 Fertighäuser. Vorfertigung und Typisierung
09.12.21 Baumaterialien Nachkriegszeit
13.01.22 Zwischenbesprechung Typenkatalog und Materialkatalog
20./27.01.22 Objektbegehungen
03.02.22 Chancen und Herausforderungen der Erhaltung
WS 2018/19
Ghostbusters!
Seminar, 2 SWS 3 ECTS
Im Rahmen des Seminars beschäftigen wir uns investigativ mit den räumlichen und baulichen Qualitäten und Potentialen einer Auswahl leerstehender oder sich im Umbau befindender Gebäude der Nachkriegszeit und des jüngeren Bauerbes.
Die Auseinandersetzung erfolgt in gemeinsamen Begehungen der Bauwerke und in selbstständiger Nachbereitung.
Die fotografische und zeichnerische Dokumentation von Baudetails und Stadtkontext zielt zusammen mit ergänzenden Recherchen auf eine unvoreingenommene Analyse des gegebenen baulichen Zustands und der vorhandenen oder verfallenen Qualität des betrachteten Werkes. Unser Interesse gilt dabei räumlichen, gestalterischen und konstruktiven Charakteristika ebenso wie Spuren der Nutzungs- und Umbaugeschichte.
Auf Grundlage der Untersuchung diskutieren wir über Erhaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.