Akademieförderpreis 2020 der Akademie Ländlicher Raum für Ferdinand Schachinger

Hüttwilen: Fantastische Dorfräume und wo sie zu (er-)finden sind.
Entwicklungsmomente dörflicher Dichte im Gefüge der historisch gewachsenen Ortskernstruktur
Masterthesis am Lehrstuhl für Nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land, 2019

In seiner Masterarbeit zum thurgauischen Dorf Hüttwilen nimmt sich Ferdinand Schachinger der brisanten Fragestellung des Flächensparens durch Innen- statt Außenentwicklung im ländlichen Raum an. „Entwicklungsmomente dörflicher Dichte im Gefüge der historisch gewachsenen Ortskernstruktur...“ müssen jedoch mit besonderer Sensibilität behandelt werden, so der Verfasser. Innenentwicklung darf keinesfalls als Nachverdichtung um jeden Preis missverstanden werden. Vielmehr, so Ferdinand Schachinger selbst, müsse es um die Rückkehr zu einem organischen Wachstum der Siedlungsstruktur und ihres räumlichen Zusammenhangs gehen.

Im Projekt wird eine systematische städtebaulich-architektonische Methodik für die differenzierte Innenentwicklung von Dörfern entwickelt. Der Verfasser schlägt eine präzise Vorgehensweise vor, mit der räumliche Qualitäten erkannt und in Strategien für Verdichtungsmaßnahmen transferiert werden können.

Aus dem Jurybericht: „Die Nachverdichtungsstrategien werden gut erläutert und hergeleitet und im Dorf Hüttwilen auch treffsicher verortet: Schachinger hat den „Dialekt“ der ortstypischen Formensprache gefunden und setzt diesen im Entwurf des Ortskerns gut umgesetzt.“

Durchgeführt wurde dieser Ansatz am Beispiel des schweizerischen Hüttwilen, wo Schachinger die spezifischen Qualitäten der einzelnen Räume erfasst und die an der Raumbildung beteiligten Elemente identifiziert hat, um Regeln für eine gelungene Raumbildung ableiten und dörfliche Zusammenhänge weiterentwickeln zu können.
Das Projekt baut auch auf dem Entwurfslabor Regio Frauenfeld auf, welches der Lehrstuhl seit 2018 mit Unterstützung des Kantons Thurgau als Forschungs- und Lehrprojekt durchführen konnte.

Die Fallstudie in der Schweiz - generell ein wichtiger Referenzraum für die Begrenzung der Siedlungsfläche – ist sowohl für Wachstums- als auch für Schrumpfungsräume in Bayern übertragbar.

Alle zwei Jahre vergibt die Akademie Ländlicher Raum einen Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs.  Die Jury, das Wissenschaftliche Kuratorium, wählt aus den eingereichten Abschlussarbeiten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum jene aus, die im expliziten Bezug zum ländlichen Raum aktuelle und zukunftsorientierte Themenstellungen aufgreifen und dabei mit Sensibilität, Mut für außergewöhnliche Ansätze und Kritikfähigkeit herangehen.
Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl aus unterschiedlichsten Disziplinen im Jahr 2020, konnten insgesamt vier Hauptpreise und zwei Anerkennungspreise vergeben werden.

Die Arbeit von Ferdinand Schachinger ist nach denen von Denise Ehrhardt, Anne Gruber und dem Team von Theresa Friedrich, Johannes Hemmelmann und Julian Numberger bereits die vierte Arbeit am Lehrstuhl für Nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land, welche die Auszeichnung der Akademie Ländlicher Raum erhält. Wir gratulieren!

Mehr zum Projekt von Ferdinand Schachinger im „Showroom“ ab 25.7.2020 unter Master Thesen.

https://www.ar.tum.de/land/showroom/master-thesis/

Weitere Informationen zu Preisträgern und zum Akademieförderpreis:

http://www.akademie-bayern.de/news_detail.php?i=321