Holzschalungsbau und seinen Auswirkungen auf die Oberflächenqualität von brettgeschalten Sichtbetonbauten Mitte des 20. Jahrhunderts

Die oft beeindruckenden Sichtbetonbauten der Nachkriegszeit sind ein Ergebnis hohen handwerklichen Könnens. Die Qualität der Zimmermannskunst zeigt sich in den unbehandelten Schalungsabdrücken der Betonoberflächen. Der Arbeitsprozess und die Fähigkeiten der Handwerker beim Herstellen ihrer Schalungen, sind bei Sichtbetongebäuden dementsprechend von hoher baukultureller Bedeutung. Ziel der Dissertation ist es, eine neue Betrachtung der brutalistischen Betonbauwerke als das Produkt kompetenter Schalungstechnik zu etablieren. So wird der Denkmalwert der Sichtbetongebäude als Teil der Baugeschichte, insbesondere der langen Geschichte der Zimmerei, reflektiert. Aber auf welche Weise beeinflusste die Konstruktion der Schalung die Qualität der Sichtbetonoberflächen brutalistischer Bauten? Die überblicksartige Zusammenstellung und Bewertung von konstruktionsbezogenen Oberflächencharakteristika, die mittels Bauforschung und Dokumentation an bestehenden Sichtbetonbauten erfasst werden, soll helfen, Merkmale und Konstruktionsweisen der nicht mehr vorhandenen Holzschalungen zu bestimmen, und diese virtuell zu rekonstruieren. Außerdem sollen die Gründe für die unterschiedlichen Qualitäten von Sichtbetonoberflächen in Bezug auf die Materialität, die Bauweise, den unterschiedlichen Fähigkeiten der damaligen Betonbauer und die Baustellenbedingungen gefunden werden. Die Untersuchung der Spuren einst vorhandener Schalungskonstruktionen auf der Oberfläche der Sichtbetonbauten macht neue Ansätze der Bauforschung und Bauaufnahme erforderlich.