Conservation Contact Zones. Zur Entwicklung der Theorie der Erhaltungspraxis im Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS), 1965-1984

Die heutige Theorie und Praxis der Denkmalpflege ist das Ergebnis internationaler Konferenzen und Abstimmungsprozesse nach dem Zweiten Weltkrieg. Angesichts der bestehenden nationalen Konzeptionen und Bedingungen der Denkmalpflege und der geopolitischen Konflikte der Ära des Kalten Krieges bedarf die deutliche Zunahme des internationalen Verständnisses, die sich in den gemeinsamen Grundsätzen und Grundlagen der Denkmalpflege manifestierte, einer Erklärung.
Der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) wurde 1965 als internationale Nichtregierungsorganisation für die Erhaltung historischer Denkmäler gegründet. ICOMOS bot internationale Foren des Austauschs und ermöglichte während des Kalten Krieges eine komplexe, vernetzte Struktur der Zusammenarbeit im Bereich des Kulturerbes. Das Forschungsvorhaben wird die internationalen Konferenzen von ICOMOS als ‚Conservation Contact Zones‘ in den Blick nehmen, um kritisch zu hinterfragen, wie diese Interaktionsräume orchestriert wurden, und um ihre komplexen Strukturen und Netzwerke zu entwirren. Das Projekt wird insbesondere die ersten sieben Hauptarbeitstagungen und wissenschaftlichen Konferenzen von ICOMOS – die Generalversammlungen – in Krakau (1965), in Oxford (1969), in Budapest (1972), in Rothenburg o.d. Tauber (1975), in Moskau (1978), in Rom (1981) und in Rostock und Dresden (1984) untersuchen. Diese Konferenzen erforderten umfangreiche politische und diplomatische Vorbereitungen, wurden von nationalen und internationalen Medien begleitet, umfassten öffentliche Ausstellungen und Besichtigungen vor Ort und führten zu wegweisenden Publikationen. Die kontinuierlichen Expertentreffen in diesen ‚Contact Zones‘ verflochten die Entwicklungen der Denkmalpflege in Ost und West miteinander – und zunehmend auch im globalen Süden. Auf Grundlage umfangreicher Archiv- und Literaturrecherchen wird das Projekt diese internationale Entwicklung der Theorie und Praxis der Erhaltung des architektonischen Erbes rekonstruieren. Es wird zeigen, wie nationale Denkmalpflegepraktiken, theoretische Debatten und politische Umstände das Feld in drei Schlüsselbereichen beeinflusst haben: hinsichtlich einer Erweiterung des Denkmalbegriffs, der Akzeptanz der Modernisierung der historischen Bausubstanz und der Einbeziehung und Mitwirkung der Öffentlichkeit an der Erhaltung des kulturellen Erbes.

Bearbeiterin: Helka Dzsacsovszki, M.Sc., M.A. (Hons)
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Projektnummer: 559167094
Gepris: gepris.dfg.de/gepris/projekt/559167094
Projektlaufzeit: 09/2025 – 08/2028